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Kala Fleming

Big Data hilft gegen Wasserknappheit

Im Gespräch mit der Innovation Strategist von IBM

Kala Fleming vor einem dunkelblauen Hintergrund aus Wasser.

14.06.2018

In die Bekämpfung von weltweitem Wassermangel ist bereits viel Arbeit gesteckt worden. Kala Fleming sagt: Ohne Erfolg. Ein von ihr entwickeltes Daten-System verspricht eine Lösung.

„Wasser beeinflusst alles“, sagt Fleming. „Der Mangel an Wasser kostet nicht nur Menschenleben, er erstickt das wirtschaftliche Wachstum, und auch politische Konflikte werden wahrscheinlicher.“ Sie ist sich sicher: „Stabile soziale Systeme fußen darauf, dass genug Wasser für alle vorhanden ist.“ Dieses Ziel will sie mithilfe von Big Data erreichen.

2,7 Milliarden

Menschen, die mindestens einen Monat pro Jahr unter Wasserknappheit leiden (Quelle: WWF).

Kala Fleming im Interview.

„Daten-Technologie eröffnet eine ganz neue Welt der Möglichkeiten“, sagt Fleming. Der wichtigste Bestandteil ist die Digitalisierung des Grundwasservorkommens. Es wird in digitalen Wassertanks virtuell abgebildet: „Der Stand der Wasservorräte wird in der Cloud in Echtzeit gespeichert.“

Das Konzept hinter diesen sogenannten „digital aquifers“ (digitale Wasserleiter) vergleicht Fleming mit einer Bank: Die Bewohner eines Bezirks verfügen über ein Wasserkonto, auf dem das ihnen zustehende Wasser gespeichert ist. Um dieses digitale System zu verwalten, muss immer bekannt sein, wie viel Wasser vorrätig ist, wie viel raus und wie viel rein fließt. Sensoren ermitteln das reale Wasservorkommen und zusammen mit Wetter-, Umgebungs- und einer großen Anzahl an historischen Daten ergibt sich dann ein virtuelles Bild.

„Mit diesen Daten können wir die Situation vieler Menschen verbessern.“
Kala Fleming

„Wir erhalten Daten, die den Umgang mit Wasser verändern werden”, sagt Fleming. Dank der Echtzeitanalyse weiß man zum Beispiel sofort, wo neue Brunnen nötig sind. Die Sensoren erkennen auch, wo Brunnen nicht mehr funktionieren und Leitungen oder Pumpen kaputt sind. „Davon würden die Menschen direkt profitieren“, sagt Fleming.

Anreiz für Investoren und Banken

Noch revolutionärer ist jedoch die mittelfristige Entwicklung, findet Fleming. Denn die Verfügbarkeit der Daten sorgt unter anderem für Planungssicherheit und könnte dabei helfen, „Investoren im Bereich Nahrungsmittelproduktion, Gesundheit und Handel mit Wasser zu finden“, so Fleming. „Auch Banken zeigen sicherlich mehr Bereitschaft, einem Bauer in Afrika Geld zu leihen, wenn sie wüssten, auf wieviel garantiertem Wasser er sitzt.“ Das führt laut Fleming zu deutlich verbesserten wirtschaftlichen Aufstiegschancen.

Gleichzeitig würden die Menschen vor Ort erkennen, welchen Wert die Ressource Wasser hat. Fleming zieht eine Verbindung zur Kolonialisierung, als Afrikas Bodenschätze zur Ausbeutung durch Europas Handelsmächte führten. „Dieses Mal muss es anders laufen, weil die Menschen wissen, was sie an Wasser haben.“ Eine Ausbeutung ließe sich vermeiden, weil Grundbesitzer genau abschätzen können, welchen Wert ihre Ressourcen haben.

960

Kinder, die täglich an einer wasserbedingten Krankheit sterben (Quelle: water.org).

Ihren Ansatz sieht Fleming als Lösung, die nicht nur auf den afrikanischen Kontinent beschränkt ist. „Auf den Philippinen beispielsweise sind digitale Grundwassertanks bereits entwickelt, um allen Menschen den Zugang zu Wasser zu ermöglichen.“ Die wachsende Weltbevölkerung und der Klimawandel vergrößern die Herausforderungen zwar noch. „Aber für die Bewältigung dieser Aufgaben haben wir das Werkzeug, die Erfahrung und die Daten.“

Kala Fleming, Innovation Strategist bei IBM, im Interview

Experts@IoT: Kala Fleming, Innovation Advisor, IBM Research
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Im Fokus

Kala Fleming

Kala Fleming

Innovation Strategist, IBM

Stabile soziale Systeme basieren auf guter Wasserversorgung – und werden angetrieben von Daten.

Kala Fleming studierte Chemie und Physik an der University of the Virgin Islands auf den amerikanischen Jungferninseln und promovierte über Umwelttechnik und Computerwissenschaften an der Universität von Wisconsin. Seit zehn Jahren arbeitet sie für IBM als Forschungswissenschaftlerin, viele Jahre davon in Kenia. Inzwischen kümmert sie sich um die unternehmensinternen Investitionen in Bezug auf Blockchain, IoT und Predictive Analytics.

Fazit

Mithilfe von Big Data löst Kala Fleming Probleme in der weltweiten Wasserversorgung. Die virtuelle Erfassung des Grundwassers ermöglicht nicht nur eine effizientere Planung und Verteilung – sondern bietet zudem deutlich bessere wirtschaftliche Aufstiegschancen.

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