Erste Geniestreiche – Forschen in der Frühzeit
Trends erkennen, Bestehendes weiterentwickeln, Neues erdenken – so kann man wohl die Erfolgsstrategie zusammenfassen, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Forschung und Entwicklung bei Bosch zieht. So war es schon beim allerersten Produkt, dem Magnetzünder, dessen erfolgreicher Einsatz im Auto erst durch findige Geister im jungen Unternehmen möglich wurde. Die Spezialisten im Team des ersten Bosch-Forschungs- und Entwicklungschefs Gottlob Honold entwarfen viele technische Highlights, die dem Unternehmen zum Erfolg verhalfen.
1886 - 1900
Tüfteln im Hinterhof – Die Anfänge der Werkstatt

Jeder fängt einmal klein an. Auch bei Robert Bosch war das im November 1886 nicht anders. Mit einem Meister und einem Laufburschen war die „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ eine überschaubare Sache in einem Stuttgarter Hinterhof. Was wir heute Forschung und Entwicklung nennen, war damals schwerlich vorstellbar. Bosch hatte zu diesem Zeitpunkt kein eigenes Produktportfolio, also auch keinen Ausgangspunkt für Forschung und Entwicklung. Wirtschaftlich war es, so wird er es später formulieren, „ein böses Gewürge“, und er hielt sich durch Einzelaufträge über Wasser. Aber bereits 1897 wurde das erste Bosch-Patent, die pendelnde Hülse bei der Niederspannungsmagnetzündung, angemeldet.
1901 – 1925
Honolds Geistesblitze – Erste Schritte
Bis 1900 war Boschs kleines Unternehmen nach Aufschwüngen und Einbrüchen allmählich auf 37 Mitarbeiter gewachsen. Im Jahr darauf ließ er seine erste Fabrik bauen, die Platz für 200 Arbeiter bot und in modernster Stahlbetonbauweise mit Belüftungssystemen und großen Fensterflächen ausgeführt war. Eine Forschungs- oder Entwicklungsabteilung war darin noch nicht vorgesehen. Schon 1904 hatte Robert Bosch 200, 1908 bereits 1000 Mitarbeiter. Dieses schnelle Wachstum hatte er der Hochspannungsmagnetzündung für Automobile zu verdanken – entwickelt von Gottlob Honold, seinem ersten Chefingenieur. Honold war es auch, der 1918 den ersten Entwurf für die noch heute verwendete Bildmarke, den Doppel-T-Anker, des Unternehmens zeichnete. Neben einer Gründlichkeit und einem frühen Versprechen für Qualität zeichneten sich Robert Bosch und seine Mitarbeiter vor allem dadurch aus, Trends zu erkennen und aus Basistechnologien neuartige Produkte zu schaffen.
1926 - 1932
Andere Eisen ins Feuer – Neue Produktbereiche
Als Walter Dorn 1924 in der „Physikalischen Abteilung der Laboratoriumsleitung“ seine Arbeit antrat, wunderte er sich sehr, „wozu mich Bosch haben wollte. Denn nach meiner naiven Ansicht war ein Physiker zum Erfinden da, es war aber alles schon erfunden, was die Firma Bosch herstellte. Wozu braucht man da eigentlich noch einen Physiker?“ Man brauchte aber sehr wohl Physiker, denn Bosch stand ein tiefgreifender Umbruch vor. Durch die Absatzkrise im Automobilmarkt 1925-1926 setzte Bosch auf eine Diversifizierung seiner Produkte. In diesem Zusammenhang wurde im April 1930 eine Abteilung gegründet, die „durch Voruntersuchungen“ klären sollte, welche neuen Erzeugnisse sich zur Aufnahme in das Fertigungsprogramm der Firma eignen.
1933 - 1945
Schwere Zeiten
Forschung und Entwicklung änderten sich im Zeichen der NS-Diktatur zunächst kaum, und Bosch konnte die Entwicklungsprojekte in den etablierten Sparten fortsetzen. Die militärischen Pläne des NS-Regimes sollten sich jedoch bald auf einige Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bei Bosch auswirken – auf die Benzineinspritzung für Flugmotoren ebenso wie auf die Fernsehtechnik.
1946 - 1964
Aufbruch ins Unbekannte – Von Notprodukten zur Elektronikentwicklung
Der Sieg der Alliierten Truppen beendete im Frühjahr 1945 die Schreckensherrschaft des deutschen NS-Regimes. Der Aufbau erforderte jede helfende Hand und zielte zunächst auf die Fertigung einfacher Güter. Vor allem die Entwicklung einzelner Halbleiter-Elemente als erste elektronische Bauteile für die Kraftfahrzeugtechnik Ende der 1950er Jahre schuf ein neues Zukunftsfeld.
1965 - 1982
Auf festen Grund gestellt - Neuorganisation
In den 1960er Jahren wandelte sich Bosch grundlegend. Das Unternehmen wuchs rasch, der alten zentralistischen Struktur folgte die noch heute geltende Gliederung nach Geschäftsbereichen. Auch baulich spiegelte sich der Aufbruch wider: Bosch beschloss 1964 den Umzug der alten Unternehmenszentrale sowie der zentralen Forschung aus dem viel zu eng gewordenen Areal in Stuttgart in einen 1969 fertiggestellten Gebäudekomplex auf der rund zehn Kilometer entfernten „Schillerhöhe“. Die Innovationen der 1960er und 1970er Jahre wie Jetronic und das Antiblockiersystem passten sehr gut zu einem Leitmotiv für die Entwicklungsarbeit, welches Bosch unter dem Eindruck der ersten weltweiten Ölkrise 1973 ausgab, nämlich das Autofahren sicher, sauber und sparsam zu machen.
1983 - 2005
Für jeden Markt entwickelt – Wegweisende Innovationen und Globalisierung
In den letzten beiden Jahrzenten vor der Jahrtausendwende sahen sich Forscher und Entwickler mit einer zunehmend hohen Entwicklungsgeschwindigkeit auf internationaler Ebene konfrontiert. Bosch stellte sich diesen Herausforderungen mit Technologien für neue Kundenbedürfnisse, mit global organisierter Forschung und Entwicklung, mit neuen Schwerpunkten wie der Mikromechanik und neuen zukunftsfähigen Ansätzen in bewährten Sparten, wie der Common-Rail-Dieseleinspritzung. 1983 wurde so beispielsweis das System EVA, kurz für “Elektronische Verkehrslotsen für Autofahrer“, welches die Grundlagen für die heutige Fahrzeugnavigation schuf, der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Herbst 1993 wurde der Zentralbereich für Forschung und Vorausentwicklung, heute Bosch Research, eingerichtet. Dort sollte die Forschung wie gehabt mit der Ideenfindung beginnen und möglichst mit der Prototypenfertigung enden, bevor dieser in den Geschäftsbereich zur Serienentwicklung übergeben wird.
2006 - 2015
Auf dem Weg in die vernetzte Welt – Energieeffizienz und Vernetzung
Wer die Zahlen sprechen lässt, erkennt schnell, welchen Stellenwert Forschung und Entwicklung bei Bosch in den vergangenen vier Jahrzehnten bekommen haben: Zwischen 1970 und 2000 erhöhte sich das Forschungs- und Entwicklungsbudget um das rund 15-fache, der Anteil am Umsatz stieg von 5,4 auf rund 8 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter in allen Zentral- und Geschäftsbereichen der Forschung und Entwicklung stieg zwischen 1970 und 2017 von 5500 auf 59000. Immer mehr geht es darum, die richtigen Ideen und Produkte im Fahrwasser korrekt erkannter Megatrends zu platzieren und nicht an gesellschaftlichen oder technologischen Zukunftsperspektiven „vorbei zu entwickeln“. Auch der 2015 eröffnete Forschungscampus in Renningen nahe Stuttgart verdeutlicht die innovative Ausrichtung des Unternehmens und ermöglicht es, der Kreativität Perspektiven, aber auch Leitplanken für die Entwicklung von marktgerechten Produkten zu geben – damit aus der Idee auch wirklich eine Erfolgsgeschichte wird! Mit dem 2017 gegründeten Bosch Center for Artificial Intelligence reagierte Bosch erneut auf die Anforderungen der Zukunft.