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Startups

Suche nach der nächsten Disruption

Die Robert Bosch Venture Capital GmbH investiert weltweit in hoffnungsvolle Start-ups.

Die Trendscouts der Robert Bosch Venture Capital GmbH Hongquan Jiang, Cyril Vančura, Heribert Uhl und Dieter Kraft

Die Robert Bosch Venture Capital GmbH sucht weltweit nach Start-ups, die das Potenzial haben, die Spielregeln ganzer Branchen zu verändern. Dabei geht es zwar auch ums Geldverdienen, primär aber um die Sicherung von Boschs Innovationsführerschaft.

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Eine Kamera, die über die Netzhaut des menschlichen Auges Folgeschäden von Diabetes erkennen kann; ein Elektromotor, der Boote geräuschlos übers Wasser gleiten lässt; eine smarte Brille, die Lagerarbeitern Laufwege und Fahrradfahrern Streckenprofile anzeigt. Drei Technologien, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und dennoch etwas Entscheidendes gemeinsam haben: Sie alle sind aus Start-ups hervorgegangen und haben das Potenzial, ihre jeweilige Branche zu revolutionieren. Für die Geschäftsführer der Robert Bosch Venture Capital GmbH (RBVC), Ingo Ramesohl und Philipp Rose, sowie für ihre Kollegen Grund genug, um in die jungen Firmen zu investieren.

Ein mit einem Elektromotor von Torqeedo ausgestattetes Boot fährt über einen See.
Elektromotor von Torqeedo: geräuschlos übers Wasser
„Wir schauen uns an, wo es disruptive Innovationen geben könnte, die einen Markt völlig umkrempeln. Die wollen wir in den Bosch-Geschäftsbereichen bekannt machen – und so am Ende unsere Innovationsführerschaft sichern und ausbauen.“
Ingo Ramesohl, Geschäftsführer RBVC
Rennradfahrer fährt auf der Straße. In sein Blickfeld sind per Augmented Reality verschiendene Zusatzinformationen eingeblendet.
Nützliche Zusatzinfos für Radfahrer: Waveoptics bietet Augmented-Reality-Lösungen an

Seit 2007 strecken die Mitarbeiter der Bosch-Tochter täglich ihre Fühler aus, um das zu sehen, was für große Unternehmen wie Bosch sonst oft unter dem Radar bleibt – sei es auf Start-up-Konferenzen, auf Messen wie dem Mobile World Congress oder im Internet. Beteiligt ist die RBVC aktuell an weltweit rund 30 Unternehmen mit je fünf bis 25 Prozent. Dabei gehe es aber nicht darum, Wettbewerber aufzubauen, betont Ramesohl. „Wir investieren vielmehr in komplementäre Technologien oder Geschäftsmodelle.“ Wichtig sei in jedem Fall, dass man durch die Investitionen direkt in der Start-up-Szene aktiv sei und dadurch früh Trends und kommende Innovationen erkenne.

2 000 Firmen

haben sich die RBVC-Trendscouts im Jahr 2016 circa angeschaut. Rund 100 davon stellten sie den Geschäftsbereichen vor

Eine Übernahme der Start-ups ist dabei nicht das Ziel. In der Regel hält die RBVC ihre Firmenbeteiligungen jedoch mehrere Jahre, bis sich ein guter Ausstieg anbietet. Im Sinne der Risikominimierung werden die Investitionen dabei über verschiedene Industrien, Regionen und Reifegrade der Unternehmen gestreut. Verteilt auf drei interne Fonds steht dafür aktuell ein dreistelliger Millionenbetrag zur Verfügung. Rose: „Insgesamt müssen wir für jeden Fonds mehr herausholen, als wir investieren.“ Im besten Fall läuft es so wie bei Movidius. 2013 investierte RBVC in den Hersteller von spezialisierten Chips für Bildverarbeitung. 2016 wurde Movidius für ein Vielfaches wieder verkauft – ins Silicon Valley, an Intel.

Plakate verschiedener Firmen aus dem RBVC-Portfolio hängen im Flur der RBVC
Vielfältiges Portfolio: Im Flur der RBVC hängen Nachweise über ihre Firmenbeteiligungen

Automatisierung & Elektrifizierung

„Künstliche Intelligenz und Deep Learning sind der Schlüsseltechnologietreiber für Innovationen im nächsten Jahrzehnt. Sie ermöglichen aktuell die Evolution von Technologien wie beispielsweise autonome Systeme, Virtual und Augmented Reality oder Sicherheitstechnik. Künftig werden dadurch immer mehr Bereiche unseres täglichen Lebens beeinflusst, wie etwa Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik. All dies sind sehr wichtige Bereiche für Bosch. RBVC ist daher ein aktiver Investor im Bereich Hard- und Software für künstliche Intelligenz und Deep Learning. Ein Beispiel dafür ist unsere Beteiligung an Movidius, dem weltweit führenden Hersteller von Prozessoren für visuelle Datenverarbeitung. Das Unternehmen wurde kürzlich von Intel übernommen. Eine andere Investition von RBVC ist die Hardwarefirma Graphcore. Graphcore wird die Art, wie Deep-Learning-Probleme verarbeitet werden, fundamental verändern. Im Bereich Software haben wir unter anderem in ADASWorks investiert, ein Unternehmen, das eine neue Softwarearchitektur für autonomes Fahren entwickelt hat. Deren selbst-lernende Algorithmen sind viel effizienter als die derzeitige State-of-the-Art-Technologie.“

RBVC-Trendscout Hongquan Jiang
RBVC-Trendscout Hongquan Jiang

Enabling Technologies

„Im Cluster Enabling Technologies investieren wir in Unternehmen, die unter anderem auf den Gebieten Internet der Dinge, Mensch-Maschinen-Interface und moderne Softwaretechnologien aktiv sind. In den kommenden Jahren wird das Internet der Dinge viele Industrien transformieren, die wichtig für Bosch sind, etwa Smart Buildings, Smart Cities, Smart Transportation und Connected Industry. Pubnub und Foghorn sind hierbei zwei Firmen aus unserem Portfolio, die das Internet der Dinge vorantreiben. Ein anderer Trend, den wir in diesem Bereich sehen, ist das enorme Veränderungspotenzial, das Virtual Reality und besonders Augmented Reality in sich tragen. Waveoptics ist zum Beispiel ein Investment von uns, das eine revolutionäre Technologie hervorgebracht hat, um wundervolle und wirklich tragbare Augmented-Reality-Brillen zu designen und zu produzieren. Ein tolles Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Bosch und Portfoliounternehmen von RBVC ist die Firma Flybits. Deren Softwaretechnologie bildet nämlich die Grundlage von kontextspezifischen Funktionen der Smart Community App von Bosch Software Innovations und FivePoint für den San Francisco Shipyard.“

RBVC-Trendscout Cyril Vančura
RBVC-Trendscout Cyril Vančura

Energieeffizienz

„Urbane Mobilität wird sehr schnell immer komplexer. Verschiedene Trends wie Fahrzeug-Sharing, Konnektivität, Elektrifizierung und automatisiertes Fahren beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen sich in den Städten der Zukunft bewegen werden. Energieeffizienz und Luftqualität werden in diesem Kontext auch immer wichtiger. RBVC unterstützt die Bosch-Gruppe dabei, disruptive Innovationen beim Thema Energieeffizienz zu finden, wie etwa unser Investment in Torqeedo zeigt. Das Unternehmen ist der weltweit führende Hersteller von elektrischen Bootsantrieben und Vollhybridlösungen. Diese Technologie hilft dabei, Gewässer in unserer Umgebung sauber zu halten und die Emissionen von Booten zu reduzieren.“

RBVC-Trendscout Heribert Uhl
RBVC-Trendscout Heribert Uhl

Gesundheitswesen

„Einer der Hauptinnovationstreiber im Gesundheitswesen sind IT-Technologie und vernetzte Geräte. Von daher hat RBVC in Unternehmen investiert, die mittels IT-Technologie die Schlüsselherausforderungen bei der Diagnose und Behandlung spezifischer chronischer Krankheiten angehen. Im Besonderen haben wir in zwei Unternehmen investiert, die im Bereich Diabetes – zweifellos eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – entscheidende Veränderungen bewirken können. So haben wir Optomed in unserem Portfolio, einen innovativen Medizingerätehersteller. Das Unternehmen hat eine tragbare Kamera entwickelt, mit der die Netzhaut untersucht werden kann, um Diagnosen zu Augenkrankheiten zu stellen, etwa diabetische Retinopathie. Optomed arbeitet mit Bosch daran, die Technologie in Entwicklungsländern auf den Markt zu bringen. Ein anderes Beispiel ist Emperra, ein Unternehmen, das die Behandlung von Diabetespatienten mittels eines funkgesteuerten Stifts revolutioniert. Das komplette System von Emperra ermöglicht es Pflegekräften und Verwandten, Patienten mittels umfassender objektiver Daten zu überwachen. Durch die verbesserte Therapie wird eventuellen Komplikationen vorgebeugt.“

RBVC-Trendscout Dieter Kraft
RBVC-Trendscout Dieter Kraft

Fazit

Die Robert Bosch Venture Capital GmbH (RBVC) trägt dazu bei, die Innovationsführerschaft von Bosch zu sichern. Dafür investiert sie weltweit in hoffnungsvolle Start-ups. Aktuell ist die RBVC an rund 30 Unternehmen beteiligt.

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