Industrial Internet Consortium - „Das Internet der Dinge kennt keine Grenzen“
Im Gespräch mit dem Executive Director des Industrial Internet Consortium

Zwei Ansätze, ein Ziel: Die Plattform Industrie 4.0 und das Industrial Internet Consortium (IIC) praktizieren den digitalen Schulterschluss. Der Anstoß, gemeinsam an Standards für die vernetzte Industrie zu tüfteln, kam auch von Bosch, das Mitglied in beiden Initiativen ist.
Grenzenloses Internet der Dinge
Als das Industrial Internet Consortium, kurz IIC, 2014 ins Leben gerufen wurde, war es ein globales Konsortium, gegründet von multinationalen Konzernen mit dem Ziel, die Akzeptanz für das industrielle Internet zu fördern. Nach drei Jahren machen rund 300 Unternehmen aus mehr als 30 Ländern mit. „Die in der Technologie-Industrie tätig sind wissen, dass technischer Fortschritt nur möglich ist, wenn Organisationen zusammenarbeiten – private wie öffentliche, nationale wie internationale“, sagt Richard Soley, Chef des IIC. Denn beim industriellen Internet gehe es um die Integration über Systeme, Anwendungen und Grenzen hinweg. „Technologie im Allgemeinen – speziell das IoT – kennt keine Grenzen.“
Und so habe, sagt Soley, Volkmar Denner recht, wenn er über den Geist der Offenheit schreibt:
„Heutzutage verbinden wir nicht nur Milliarden von Menschen miteinander, sondern auch Milliarden von Dingen. Dies bereitet die Grundlage für datengestützte Lösungen, und zwar bei der Fertigung genauso wie bei intelligenten Lösungen für den privaten Bereich oder bei vernetzten Fahrzeugen. Und wieder werden diese Lösungen nicht das Werk eines Einzelnen sein, sondern vielmehr von einem offenen Austausch aller beteiligten Unternehmen überall auf der Welt abhängen – seien sie groß oder klein, jung oder alt.“
Gemeinsam an der Revolution arbeiten
Das IIC ist keine nationale Initiative, sondern eine internationale Organisation mit Mitgliedern auf der ganzen Welt: Der Chairman des Lenkungsausschusses kommt aus einem französischen, der Vice-Chairman aus einem deutschen Unternehmen, und es gibt im Gremium auch japanische, chinesische und amerikanische Firmenvertreter. Noch wichtiger ist, dass die Mitglieder und Projekte auf der ganzen Welt verteilt sind.
„Mit IIC und der Plattform Industrie 4.0 kommen wichtige Faktoren zusammen, um die vernetzte Industrie Realität werden zu lassen.“
Brücken bauen für weltweite Industrial Internet of Things (IIoT) Standards
Das IIC ist nicht wettbewerbsorientiert und komplementär. Tatsächlich arbeiten alle eng zusammen, etwa im technischen Bereich, um die Tätigkeit von Lieferanten und Benutzern in den Märkten zu vereinfachen. „Es liegt im Wesen technischer Organisationen, unterschiedlichste Architekturen und Sicherheits-Frameworks zu entwickeln. Aufgabe ist es nun, die Unterschiede zwischen den Modellen zu minimieren und die Interoperabilität zu maximieren“, sagt Soley. Dafür gibt es die Joint Technical Groups, die von IIC und der Plattform Industrie 4.0 koordiniert werden.
Richard Soley, Chef des Industrial Internet Consortium

Dr. Richard Mark Soley leitet das Industrial Internet Consortium (IIC). Daneben steht er der Object Management Group OMG vor, einem gemeinnützigen Konsortium, das herstellerunabhängige Normen für die IT-Branche entwickelt. Außerdem leitet er das Cloud Standards Customer Council, eine Interessenvertretung von Endnutzern. Der studierte Informatiker und Ingenieur aus Baltimore gilt als technologiebegeisterter Visionär und ist ein gefragter Redner.
Bosch als Pionier in Europa

Die Testumgebungen sind ein weiteres Feld, auf dem das IoT keine Grenzen kennt. Bosch ist seit dem ersten europäischen Testbed des IIC 2015 dabei. Hierbei geht es um die Verwaltung von Werkzeugen in Fertigungs- und Wartungsumgebungen, wobei Personen, Teile, Werkzeuge und laufende Arbeiten nachverfolgt werden, teilweise bis auf fünf Zentimeter genau. Jeder Partner bringt seine eigenen Kompetenzen ein: Bosch stellt die Werkzeuge und die IoT-Plattform, Cisco kümmert sich um die Positionserfassungsfunktion, Tech Mahindra ist verantwortlich für die Anwendungsprogrammierung, und SAP verantwortet die Analyse und Visualisierung der Daten. Zwei Jahre später sind in der Bosch-Fabrik im bayrischen Traunreut Gabelstapler unterwegs, die mit Sensoren ausgestattet sind, um unter anderem ihre Auslastung zu optimieren, Leerfahrten zu vermeiden, Unfälle zu verhindern und vorauszusagen, wann eine Wartung erforderlich ist.
„Meine Reisen zeigen mir, welche Möglichkeiten das IoT entfalten kann, um Unternehmen und Länder zusammenzubringen – und wie grenzenlos Technologie doch ist.“
Ideale Bedingungen für Anwendertests
„Diese Fortschritte wären ohne globale Partnerschaften so nicht möglich“, sagt Richard Soley. Aktuell koordiniert das IIC 27 solcher Testumgebungen, fast noch einmal so viele befinden sich in der Entwicklung. Charakteristisch für die Testbeds ist, dass sie auf internationale Bündnisse zurückgehen und mit der für die Technologie-Community typischen Offenheit vorgehen.
Fazit
In der vernetzten Industrie braucht es eine Sprache, die alle Maschinen in der digitalisierten Welt verstehen. Dafür kooperieren die führenden Initiativen IIC und Industrie 4.0. Ziel ist eine reibungslose Vernetzung von Fertigung, Logistik, Gebäude- und Energiemanagement.