Önder Pelvan – Helfer aus Leidenschaft
Önder Pelvan hat ein ganz besonderes Hobby: Als Mitglied des Bosch Search and Rescue Teams im türkischen Bursa rettet der Bosch-Mitarbeiter neben seiner Arbeit Leben im Katastrophenfall und sagt: „Menschen zu helfen, nährt die Seele.“
Eine fragile Welt
Önder Pelvan kann sich noch sehr gut an das Datum erinnern, das er heute, mehr als 20 Jahre später als „Wendepunkt“ bezeichnet. Es ist der 17. August 1999, als ein Erdbeben die Menschen in der nördlichen Türkei und der Region Istanbul am frühen Morgen aus dem Schlaf reißt. Eine der verheerendsten Naturkatastrophen des 20. Jahrhunderts öffnet Pelvan, damals Anfang 20, die Augen. Das Erdbeben der Stärke 7,6 bringt 18 373 Menschen den Tod, rund 50 000 werden verletzt.
Fünf Jahre vorher war Pelvan aus Deutschland in die Türkei gezogen. Nun realisiert Pelvan, dass derartige Erdbeben hier keine Ausnahme sind. 22 Prozent der Türkei sind Erdbeben-Hochrisiko-Zone. „Ich habe mir damals vorgenommen, alles über das Thema zu erfahren und Verständnis zu schaffen in meiner Familie und in der Gesellschaft – dafür, dass wir lernen müssen, damit umzugehen“, so der 44-Jährige.
„Menschen zu helfen, nährt die Seele.“
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Helfen bedeutet Einsatz
Wenig später fängt Pelvan an, in Bursa für Bosch als Manufacturing Information Processor zu arbeiten. Zudem wird er Mitglied des Bosch Search and Rescue Teams. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich sehr viel trainieren muss, um eine gute Rolle spielen zu können. Ich habe viel an mir gearbeitet, viel gelernt, mich an anderen orientiert – und das alles immer wieder von vorne.“ Pelvan, verheiratet und Vater eines heute 13-jährigen Sohnes, hat nun ein Ziel. Und er opfert dafür viel Zeit – auch wenn er sagt, dass seine Familie und sein Arbeitgeber Bosch noch mehr investierten, damit er diese freiwillige Arbeit so tun könne, um anderen Menschen zu helfen.
Immer bereit
Regelmäßig trainiert er mit seinem Team in Bursa, gibt Kurse und hat sich sogar einem weiteren Search and Rescue Team angeschlossen. „Wir verbringen viel Zeit zusammen, weg von unseren Familien, trainieren verschiedenste Arten von Rettungen, beispielsweise aus der Höhe oder im urbanen Gebiet und bilden uns neben aller physischen Arbeit auch psychologisch weiter“, sagt er. „Wir müssen auf alles gefasst sein, wenn wir am Unglücksort ankommen und uns auch auf die psychische Verfassung der Opfer einstellen können.“
„Ich bin nicht Superman, ich habe keinen Umhang.“
Nur ein Mensch
Auf rund 55 Einsätze kommt Pelvan bis heute, sein größter ist nicht lange her. Auch an dieses Datum erinnert er sich genau. Am 30. Oktober 2020 bebt die Erde in Izmir. Pelvan arbeitet von zuhause aus. Es ist 15.20 Uhr, als er auch in Bursa das Erdbeben spürt. Er ruft seinen Chef an und fragt, ob er frei bekommen könne – er will Urlaub nehmen, um an den Unglücksort zu fahren. Die Antwort: „Menschenleben gehen vor, mach’ Dir keine Gedanken wegen Urlaub, fahr nach Izmir. Wir bleiben in Kontakt.“ Sechs Tage lang ist Pelvan vor Ort in der Millionenstadt Izmir, wo durch ein Erdbeben der Stärke 7,0 mehrere Wohngebäude eingestürzt sind, und versucht zu helfen. Versucht, sein jahrelanges Training zu nutzen. „Natürlich ist es ein unbeschreibliches Gefühl, einen Menschen berühren zu können und sicherzugehen, dass er leben wird“, sagt Pelvan, der ergänzt: „Menschen zu helfen, nährt die Seele. Diese Arbeit macht mich glücklich.“
Deshalb hofft er auch, dass sich viele seinem Weg anschließen. „Jeder und jede kann dabei sein. Ich bin nicht Superman, ich habe keinen Umhang. Jeder und jede kann tun, was ich tue – deine Stärke macht uns stärker.“
