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Karriere

„Es ist, als ob ich eine neue Sprache lerne“

Schulungsinitiative für Künstliche Intelligenz

Eine Frau in lila Oberteil und grauer Hose ist im rechten Teil des Bildes von hinten zu sehen. Sie hebt ihre Arme und deutet auf eine Stelle auf einem großen Screen, der auf der Wand vor ihr abgebildet ist. Auf dem Screen sind viele Linien, Zahlen und Farben zu sehen. In der linken Bildhälfte steht ein Mann in Jeans und lila Pullover vor der Wand, er ist seitlich zu sehen. Mit seiner linken Hand deutet er ebenfalls auf den Screen.

Máté entwickelt in Ungarn Bauteile für Fahrerassistenzsysteme, Michael forscht in den USA am Geräuschverhalten von Lenkungen. Beide nehmen an der Schulungsinitiative des Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) teil – und machen sich somit fit für die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz.

Die Schulungsinitiative des BCAI bereitet Mitarbeitende für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) vor. Eines der vielen Trainingsangebote des BCAI ist das 18-monatige Expertenprogramm, in dem sich Mitarbeitende im Bereich Data Engineering und Data Science zu Experten weiterentwickeln.

Máté Szűcs, Gruppenleiter Maschinenbau

„In wenigen Jahren wird Software-Kompetenz Standard für jeden Ingenieur sein“, sagt Máté. Der Gruppenleiter lässt sich im Rahmen eines Expertenprogramms zum Data Engineer ausbilden. Die Aufgabe eines Data Engineers ist es, Daten zu ordnen, zu bereinigen und anderen zur Verfügung zu stellen, um sie zum Beispiel für das Training einer Künstlichen Intelligenz zu nutzen. „Als Führungskraft fühle ich mich verantwortlich, mich in dem Bereich weiterzubilden und ein Vorbild zu sein. Ich kannte mich nicht mit professioneller Software-Entwicklung aus“, erzählt er. „Deshalb hat mich das Programm so interessiert. Es ist, als ob ich eine neue Sprache lerne.“

Máté ist mit seinem Team in Budapest für die Entwicklung der Bauteile in Fahrerassistenzsystemen zuständig. Bei Tests werden sie beispielsweise Vibrationen oder extremen Temperaturen ausgesetzt. Künftig sollen die Testberichte automatisiert erstellt werden. Dieses Projekt bringt er in die Weiterbildung zum Data Engineer ein. Die Idee: „Die Datenpipeline beginnt mit der Erfassung, Umwandlung und strukturierten Speicherung von Rohdaten. Mithilfe einer KI werden relevante Daten automatisch im Bericht ausgedruckt, der nur noch von einem Menschen überprüft werden muss“, sagt er. Das könne Zeit und Geld sparen und helfen, die Qualität zu verbessern.

Ein Mann mit grauen, kurzen Haaren lächelt in die Kamera. Er ist bis zum Oberkörper zu sehen und trägt ein weißes Hemd mit der Aufschrift Bosch. Im Hintergrund ist ebenfalls der rote Schriftzug Bosch zu lesen.

Martin Thomas, Training Manager (BCAI)

Ein Mann mit kurzen grauen Haaren trägt eine Brille und ist bis zum Oberkörper zu sehen. Er trägt ein lila Hemd sowie ein schwarzes Jackett und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund ist verschwommen ein Fenster erkennbar, welches den Ausblick auf eine Landschaft ermöglicht.

In einem Zeitraum von eineinhalb Jahren bilden sich Mitarbeitende im Rahmen der Expertenprogramme in einer festen Gruppe weiter. Neben der Theorie bringen sie eine praktische Fragestellung aus ihrem Arbeitsalltag ein. Wer für das Programm ausgewählt wird, kann 30 Prozent der Arbeitszeit dafür aufwenden. Die Kosten übernimmt die Abteilung.

Bis 2025 sollen alle Bosch-Produkte über Künstliche Intelligenz verfügen, mit ihr entwickelt oder hergestellt worden sein. „Entsprechend deutlich muss auch die Zahl der Mitarbeitenden steigen, die sich mit dem Thema befassen“, erklärt Martin, der Schulungsverantwortlicher ist. „Wir haben Angebote für Einsteiger und Fachleute“, erklärt er. Dazu zählen Online-Trainings ebenso wie Schulungen für Führungskräfte. Für den Einstieg gibt es die ‚BCAI Learning Platform‘, auf der man selbstständig virtuelle Kurse absolvieren kann. Dazu zählen unter anderem die Einführung in Statistik, neuronale Netze oder Zeitreihenanalyse.

Michael Sturm, Ingenieur

Besonders intensiv sind die Expertenprogramme. Daran hat auch Michael teilgenommen. „Ich finde es gut, dass ich hier mein Spezialgebiet einbringen kann“, sagt er. Der 41-Jährige forscht in Plymouth daran, wann und wo Geräusche beim Lenken auftreten und wie man das verhindern kann. Diese Fragestellung bringt er in seine Ausbildung zum Data Scientist ein. Ein Data Scientist zieht – vereinfacht gesagt – Erkenntnisse aus großen Datenmengen.

„Die Daten, die wir bei unseren Messungen sammeln, müssen mit modernen Methoden ausgewertet werden“, erklärt der Ingenieur, der Maschinenbau und Mechatronik studiert hat. Mit Künstlicher Intelligenz lasse sich etwa vorhersagen, wie sich die Lenkung beim Kunden und auf der Straße verhalte. „In zehn Jahren wird es den Maschinenbau in der heutigen Form nicht mehr geben. Da wird nichts mehr ohne eine Software im Produkt verkauft“, sagt er. „Maschinelles Lernen wird dann der Standard sein. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich reinzuhängen.“

Der Kopf eines braunhaarigen Mannes ist zu sehen, er blickt in die Kamera. Er trägt ein helles Hemd, dessen Kragen zu sehen ist. Im Hintergrund ist eine Büroumgebung erkennbar.

Tobias Freundorfer, Software-Ingenieur

Ein Mann mit schwarzem T-Shirt ist mit bis zum Oberkörper zu sehen. Er hat dunkle kurze Haare und lächelt in die Kamera. Im Hintergrund links hängt ein Bildschirm, auf dem Zahlenreihen abgebildet sind.

Tobias hat das Programm bereits durchlaufen – und sich zum Data Engineer ausbilden lassen. „Die Kombination aus Theorie und Praxis hat mir besonders gut gefallen“, sagt der Software-Ingenieur, der schon aus dem Studium Vorkenntnisse hatte. Er arbeitet in Feuerbach in einem Projekt im Bereich Automated Valet Parking (AVP), das er in die Praxisphase einbrachte. „Wir haben verschiedene Datenbanken, in denen die Daten von Fahrten abgelegt sind“, erzählt er. „Ziel war es, diese Daten zu zentralisieren, um somit weitergehende Lösungen zu ermöglichen.“

Tobias führte ein neues Tool ein, um die Daten für das Parkhaus am Stuttgarter Flughafen zu analysieren, in dem AVP getestet und entwickelt wird. „Der Markt für IT-Fachleute und besonders Data Engineers ist klein, der Bedarf aber sehr hoch“, sagt er. „Ich glaube, es ist der richtige Weg, sich diese Kompetenzen anzueignen. Auf dem Weg zum datengetriebenen Unternehmen braucht Bosch Menschen, die Experten darin werden wollen.“

Jasmin Dippert, Data Scientist

„Ich habe schon im Studium und in der Freizeit programmiert“, erzählt Jasmin. Sie hat sich bei Bosch zum Data Scientist ausbilden lassen und ist im Anschluss auf eine neue Stelle gewechselt. Zuvor war sie als Ingenieurin in der Prozessentwicklung tätig und arbeitete unter anderem an einer Live-Prozessüberwachung im 3D-Druck – eines von zwei Projekten, die sie in die KI-Schulung einbrachte. Das Ziel: Eine Künstliche Intelligenz, die anhand von Fotos während des Druckens erkennt, wenn ein Bauteil fehlerhaft aus dem 3D-Drucker zu kommen droht und Alarm schlägt. Zwei Mentoren vom BCAI standen ihr beratend zur Seite. Ihr Projekt wird nun im Geschäftsbereich weitergeführt. Auf ihrer neuen Stelle setzt sie ihre erlernten Qualifikationen in der Produktion der stationären Brennstoffzelle ein. „Ich bin froh, dass ich es gewagt habe und so in eine neue Richtung gegangen bin.“

Eine Frau mit rötlichen, mittellangen Haaren steht in der rechten Bildhälfte. Sie ist bis zur Hüfte zu sehen und lächelt in die Kamera. Sie steht vor einer großen Maschine mit der Aufschrift SLM 500. Rechts an der Maschine befindet sich ein Computer-Bildschirm, in der Mitte eine kleine Tür mit Sichtfenster und grüner Beleuchtung.

Mai Lan Ha, Data Scientist

Eine dunkelhaarige Frau ist bis zu den Schultern zu sehen. Sie trägt einen schwarzen Pullover, ihre Haare sind zum Zopf gebunden. Sie trägt eine Brille und eine Kette mit einem großen, länglichen Stein. Sie blickt und lächelt in die Kamera.

Um möglichst maßgeschneiderte Programme anbieten zu können, nimmt das BCAI die Aus- und Weiterbildung selbst in die Hand – und setzt auf eigene Lehrende. Mai Lan Ha bildet am Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) in Renningen Beschäftigte zu Data Scientist aus. „Die eigenen Leute zu Lehrenden zu machen, ist eine tolle Idee“, sagt die Forscherin, die ihren Doktor an der Universität Siegen gemacht und bereits Erfahrung im Ausbilden hat. „Auch die Kombination von Industrie und Forschung ist sinnvoll, da jeder Bereich vom jeweils anderen profitiert." Im Expertenprogramm kommt auch sie als Lehrende immer wieder mit Themen und Projekten in Berührung, durch die sie dazu lernt. „Auch als Trainerin muss ich mein Wissen ständig erneuern.“

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