Bosch in Afrika – ein Rückblick
Bosch ist seit 1906 auf dem afrikanischen Kontinent präsent. Im Jahr 1965 gründete Bosch seine erste eigene Tochtergesellschaft in Afrika in Johannesburg (Südafrika), ab Ende 1976 übernahm Bosch auch den Fertigungsstandort eines Geschäftspartners und wurde damit ein produzierendes Unternehmen auf dem Kontinent. Seit 2010 hat Bosch seine Niederlassungen in Afrika erweitert und ist nun in 11 Ländern Afrikas vertreten: Ägypten, Algerien, Angola, Botswana, Kenia, Marokko, Mozambique, Namibia, Sambia, Südafrika und Tunesien. Heute sind alle vier Unternehmensbereiche von Bosch, Mobility Solutions, Industrial Technology, Consumer Goods sowie Energy and Building Technology, auf dem Kontinent vertreten. Eine solche lange Entwicklung von rund 120 Jahren ist es definitiv wert, einen Blick zurück in die Anfänge zu werfen.
Die Anfänge
Seit über 110 Jahren ist Bosch in Afrika vertreten. 1906 war die Hamburger Firma Friedrich Hoppert & Co., die eine Niederlassung in Johannesburg unterhielt, mit dem Vertrieb der Bosch-Produkte beauftragt worden. Auch heute liegt ein Schwerpunkt der Aktivitäten in Südafrika mit zwei Fertigungsstandorten in Brits und Midrand. Dort werden hauptsächlich Kraftfahrzeugausrüstung produziert und Verpackungsmaschinen montiert.
Nashorn und Bosch-Horn
Das Interesse an Afrika war schon immer groß, wie mehrere Reiseberichte in der Mitarbeiterzeitung „Bosch-Zünder“ zeigen. 1929 berichtete Ladislaus von Almafi von seiner abenteuerlichen Fahrt durch Ost-Afrika: „Hier hatte ich die einzige Kollision unserer Fahrt, wie sie wohl noch wenigen Automobilisten passiert ist. Beim langsamen Vordringen durch dichtes Gestrüpp wurde mein Fahrzeug von einem Nashorn attackiert und unsanft in die Seite gerammt. Der Angriff kam so überraschend, dass ich zur Verteidigung kein anderes Mittel hatte, als das Bosch-Horn, dessen gellender Ton das wütende Nashorn denn doch abhielt, den Wagen umzuwerfen.“
Erlebnisreich – wenn auch ohne Nashornattacke – war die Reise auch für Martin Steins, der 1935 für eine Marktuntersuchung für die Bosch von Ägypten bis nach Kapstadt fuhr. „Es mutet einen ganz eigenartig an, wenn man in dieser orientalisch fremden Umgebung das wohlbekannte Bosch-Zeichen, den Anker im Kreis, zu Gesicht bekommt.“
Allerdings war Bosch damals schon mit mehreren Vertretungen in Afrika vor Ort. Steins berichtete weiter: „Der Bedarf an Automobilzubehör ist in der Union in den letzten Jahren ständig gestiegen, unsere Bosch-Einspritzpumpen haben auch schon ihren Einzug gehalten und finden allerseits Beachtung und Bewunderung. Sie haben unserem Namen neue Geltung verschafft.“
Qualität und Lebensqualität
Der bald folgende Zweite Weltkrieg blieb allerdings auch für Bosch in Afrika nicht ohne Folgen. In Südafrika ging das Bosch-Geschäft zurück, konnte jedoch in den 1950er Jahren verstärkt wieder aufgenommen werden. Um mögliche Fertigungskapazitäten vor Ort auszuloten und den Vertrieb in die Hand zu nehmen, gründete Bosch 1965 die Robert Bosch (Pty) Ltd., die heute ihren Sitz in Brits hat. Das Kundendienstnetz wurde systematisch erweitert. Dabei mussten und müssen die ausgewählten Betriebe strengen Kriterien gerecht werden, denn der technische Standard in der Kraftfahrzeugbranche ist sehr hoch.
Das Erschließen des afrikanischen Marktes birgt viele Herausforderungen. Neben unglaublicher Armut gibt es eine zum Teil stürmisch verlaufende wirtschaftliche Entwicklung. Dieses Potenzial zu nutzen und es für die Bevölkerung zu erschließen hat sich Bosch zur Aufgabe gemacht. Der frühere Bosch-Geschäftsführer Uwe Raschke betonte bereits 2020: „Mit unseren Produkten und Lösungen können wir dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu erhöhen. Dabei fokussieren wir uns auf die Anforderungen und Bedürfnisse der jeweiligen Märkte und unserer lokalen Kunden“.
Der Ausblick
Mittlerweile sind alle vier Unternehmensbereiche von Bosch in Afrika mit Tochtergesellschaften und Standorten in 11 Ländern des afrikanischen Kontinents vertreten, beschäftigen über 1 900 Kolleginnen und Kollegen. Der Fokus des Unternehmens liegt auf bezahlbaren Lösungen und Dienstleistungen für den lokalen Bedarf. Dazu gehören zum Beispiel Trainingsprogramme für Handwerker in Kenia oder Automechaniker in Nigeria. Alle vier Bosch-Unternehmensbereiche – Mobility, Industrietechnik, Gebrauchsgüter sowie Energie- und Gebäudetechnik – sind dort aktiv. Auch in Subsahara-Afrika fördert Bosch aktiv junge Talente. So war das Unternehmen 2008 einer der Initiatoren von „Afrika kommt!“, einer Initiative der deutschen Wirtschaft für Nachwuchsführungskräfte aus Subsahara-Afrika.
Im Einklang mit der Bosch-Strategie, den regionalen Bezug zu stärken, der Wachstum ermöglicht, und da die Schwellenländer ein wichtiger Hebel für künftiges Wachstum sind, müssen mehr marktgerechte Lösungen für Regionen wie Afrika entwickelt werden. Für Geschäftsfelder jenseits der Mobilität arbeitet Bosch weiterhin daran, die Bedürfnisse wertbewusster Kunden anzusprechen, indem Produkte und Lösungen erschwinglich gemacht werden, einschließlich kostengünstiger Geschäftsmodelle, die in diesem Wettbewerbsumfeld attraktiv sind.
Autor: Dietrich Kuhlgatz