Die Geschichte von Bosch in der Türkei
In aller Freundschaft
Die Geschichte von Bosch in der Türkei ist auch die Geschichte einer Freundschaft. Sie beginnt 1910, als Robert Bosch begann, in Istanbul seine Magnetzündung zu vertreiben. Die daraus resultierenden, freundschaftlichen Kontakte bildeten das Fundament für die gute Zusammenarbeit zwischen Bosch und der Türkei, wo das Unternehmen seit 1973 auch produziert.
Am 1. April 1917 ging für Robert Bosch ein Herzenswunsch in Erfüllung. Denn an diesem Tag wurde der Grundstein gelegt für das „Haus der Freundschaft“ in Istanbul, für das er einen hohen Geldbetrag zur Verfügung gestellt hatte. Denn mit der Türkei fühlte sich Robert Bosch zeitlebens freundschaftlich verbunden. Neben den Schönheiten des Landes war er vor allem von den Menschen beeindruckt.
Bereits 1910 hatte Bosch in der Türkei eine Vertretung gegründet. Während des Ersten Weltkriegs waren die Beziehungen immer wieder unterbrochen und im Zweiten Weltkrieg brach die Verbindung zwischen Bosch und der Türkei völlig ab.
Nicht ein einziges deutsches Fahrzeug
Nach dem Krieg setzte Bosch deshalb alles daran, die geschäftlichen Beziehungen wieder zu beleben und entsandte einen Mitarbeiter in die Türkei, der sich ein Bild von der Lage vor Ort machen sollte.
„(…) ein zu Hause unvorstellbarer Autoverkehr mit Tausenden modernster amerikanischer Wagen durchflutet die Straßen der Hauptstädte (Istanbul und Ankara). Nicht ein einziges deutsches Fahrzeug konnte ich im Laufe der 14 Tage entdecken“, konstatierte Karl Zehender 1948 verwundert, aber auch optimistisch gestimmt. Denn noch in demselben Jahr konnte Bosch dem türkischen Geschäftsmann Ahmet Veli Menger die Generalvertretung in der Türkei übertragen, der in den folgenden Jahren zudem das Bosch-Kundendienstnetz weiter ausbaute. Neben den importierten Zulieferprodukten für die Automobilindustrie fanden damals Bosch-Kühlschränke großen Anklang in der Türkei. Der Absatz von Bosch-Produkten im Land blühte.
Von der Düse zur Dieseleinspritzpumpe
Um den steigenden Bedarf an Düsen für Dieseleinspritzsysteme im Land selbst zu decken, gründete Bosch 1970 eine eigene Regionalgesellschaft für die Produktion vor Ort. Ein Standort für die erste Bosch-Produktion auf türkischem Boden war schnell gefunden: das Industriegebiet von Bursa. Bei der Einweihung im Mai 1973 umfasste das Werk gerade einmal 4 500 qm. Daneben erstreckte sich jedoch ein rund 90 000 qm großes Grundstück, das in den kommenden Jahren für die Fertigung von zahlreichen Dieselprodukten genutzt werden konnte. In den 1990er Jahren kam sogar noch ein zweites Werk in Bursa hinzu.
Heute fertigt Bosch in Bursa eine breite Produktpalette im Bereich Kraftfahrzeugtechnik für Diesel- und Benzinmotoren sowie u.a. Gasheizungen, Automationstechnik und Hausgeräte in Istanbul und Manisa. Außerdem vertreibt Bosch zahlreiche Produkte wie zum Beispiel Elektrowerkzeuge und Sicherheitstechnik im ganzen Land. Möglich machen das die 18 000 Mitarbeiter, die für Bosch in der Türkei arbeiten.
Ein Straßenname bleibt
Robert Bosch hätte sich sicherlich über diese erfolgreiche Entwicklung gefreut. Sein Ziel war es, die Menschen verschiedener Nationen durch weltweite Geschäftsverbindungen einander näherzubringen und so für ein friedvolles Miteinander einzutreten. Dafür sollte auch das „Haus der Freundschaft“ von 1917 stehen, doch leider kam der Bau nie über die Grundmauern hinaus. Der Verlauf des Ersten Weltkriegs machte diese Pläne zunichte. Heute erinnert immerhin noch ein Straßenname in Istanbul an das Projekt: Dostluk Yurdu Sodak – Straße des Hauses der Freundschaft.
Autorin: Vera Dendler