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Geschichte

Bosch in Spanien

Bosch Niederlassung in Spanien, 1926

Die Geschichte des Unternehmens verlief in Spanien nicht immer gradlinig.

Bereits 1908 schloss Bosch erstmals ein Vertreterabkommen mit einer spanischen Firma. Am 23. September 1926 gründete Bosch die erste eigene Gesellschaft in Spanien. Doch nach den beiden Weltkriegen mussten die Geschäftsbeziehungen in Spanien jeweils neu aufgebaut werden. Erst in den drei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte das Unternehmen den Durchbruch auf dem spanischen Markt

Entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Entwicklung waren neben dem Start einer eigenen Fertigung in Spanien 1967 auch tiefgreifende Umstrukturierungsmaßnahmen in den Werken und deren Einbindung in den Fertigungs- und Logistikverbund der Bosch-Gruppe in den 1980er Jahren.

Erste Vertretung

Bosch Niederlassung in Spanien, 1926
Bosch Niederlassung in Spanien, 1926

1908 hatte Bosch die Vertretung seiner Produkte an die Firma Xaudaró Hermanos in Barcelona übertragen und war damit einen weiteren Schritt zur Erschließung des Weltmarktes gegangen. Doch der Verkaufserfolg in Spanien ließ zunächst auf sich warten, denn der Automobilmarkt auf der Iberischen Halbinsel steckte noch in den Kinderschuhen. Im Jahr 1913 fuhren dort nur rund 6 000 Automobile.
Allerdings wurde das neue Fortbewegungsmittel auch in diesem Land immer beliebter. „Von unserem spanischen Vertreter in Barcelona lief am 16. Mai telegrafisch die erfreuliche Mitteilung ein, dass in Spanien ein großer Bedarf an unseren Erzeugnissen vorliege.“ Diese Nachricht, die 1919 in der Mitarbeiterzeitung „Bosch-Zünder“ erschien, war in der Tat berichtenswert.

Büroeröffnung und neue Gesellschaft

Während des Ersten Weltkrieges waren der Verkauf von Magnetzündungen und ihr Einbau in Kraftfahrzeuge auf der Iberischen Halbinsel zum Erliegen gekommen, weil der Nachschub aus Stuttgart fehlte. Kurz nach Ende des Krieges konnte Bosch seine Beziehungen zu Spanien jedoch wieder aufnehmen. In den 1920er Jahren nahm auch dort der Automobilverkehr zu und somit wuchs der Bedarf an Kraftfahrzeugzubehör, der zunächst wieder über die Vertreterfirma Xaudaró Hermanos gedeckt wurde, bis Bosch 1926 beschloss, seine erste spanische Tochtergesellschaft zu gründen.

Ab diesem Zeitpunkt erfolgten Vertrieb und Kundendienst durch die neu entstandene Equipo Bosch S.A. mit Standorten in Madrid und Barcelona.
Im Laufe der kommenden Jahre folgten weitere Stützpunkte in ganz Spanien. Es entstanden Verkaufshäuser und Bosch-Dienste unter anderem in Alicante, Sevilla und Bilbao. Die Mechaniker der Bosch-Dienste wurden zu einem großen Teil in Madrid und Barcelona bei der Equipo Bosch S.A. ausgebildet.

Ein neuer Partner

Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Kontakt nach Stuttgart erneut und die Lieferungen aus Deutschland blieben fast völlig aus. Mit Instandsetzungsarbeiten und dem Verkauf von Konkurrenzprodukten gelang es der spanischen Gesellschaft, sich vorübergehend über Wasser zu halten – 1948 gab es in Spanien immerhin rund 140 000 Autos, die repariert und mit Ersatzteilen versorgt werden mussten. Doch die Situation verbesserte sich erst 1950, als Bosch mit der Firma Electro Diesel S.A. in Madrid einen neuen Partner für den Vertrieb fand.

König Juan Carlos und Königin Sofia besuchen die spanische Bosch-Gesellschaft, 1972
König Juan Carlos und Königin Sofia besuchen die spanische Bosch-Gesellschaft, 1972

Erste Fabrik in Spanien

Einen bedeutenden Schritt machte Bosch im Jahr 1967 mit dem Erwerb von 50 Prozent der Anteile an der Constructora Eléctrica Española S.A., einer Tochtergesellschaft des Pkw- und Lkw-Herstellers Barreiros. Denn dadurch begann Bosch, in Spanien zu fertigen. Das Madrider Unternehmen stellte bereits seit Jahren Lichtmaschinen, Anlasser und Zündanlagen sowie Stromgeneratoren und Wirbelstrombremsen her. Das Gemeinschaftsunternehmen, nunmehr in Robert Bosch Española S.A. umbenannt, versorgte den spanischen Markt auch mit Produkten der Autoelektrik.

Ein Jahr später, 1968, kaufte Bosch die Electro Diesel S.A. in Madrid auf, die den Vertrieb sowohl der aus Deutschland importierten als auch der in Spanien hergestellten Erzeugnisse übernommen hatte. Die Vertriebs- und Kundendienstorganisation umfasste nun unter dem neuen Namen Robert Bosch Comercial Española S.A. ein breites Programm: elektrische und elektronische Kraftfahrzeugausrüstung für Otto- und Dieselmotoren, Mess- und Prüftechnik, elektrische und pneumatische Werkzeuge sowie Produkte der Marken Blaupunkt, Eisemann und Junkers.

Von FEMSA zu Bosch

Als Bosch 1978 eine Mehrheitsbeteiligung an der Fábrica Española Magnetos S.A. (FEMSA) erwarb, stellte das Unternehmen erneut eine wichtige Weiche. Die Madrider Fabrik war zu diesem Zeitpunkt der führende Produzent elektrischer Kfz-Ausrüstung im Land und fertigte ein umfassendes Programm in neun Werken. Daneben betrieb die FEMSA kleinere Fertigungsgesellschaften im benachbarten Portugal, aber auch in Chile, Kolumbien und Venezuela, sowie Vertriebsgesellschaften in Frankreich, Italien und den USA. Schon bald nach der Übernahme stand die FEMSA jedoch vor neuen Herausforderungen: Die spanische Regierung hob die hohen Importzölle auf und die Produktionskosten stiegen infolge von Inflation und Lohnentwicklung, aber auch wegen veralteter Fertigungsverfahren

Außerdem erfüllten manche Produkte der FEMSA nicht den Qualitätsanspruch von Bosch. Um die Wettbewerbsfähigkeit der FEMSA langfristig zu verbessern, leitete das Stuttgarter Unternehmen einen über mehrere Jahre andauernden Umstrukturierungsprozess ein. Eigene Technologien wurden eingeführt und die spanischen Werke in den weltweiten Fertigungs- und Logistikverbund von Bosch einbezogen.

Fertigung elektronischer Regler bei der FEMSA, 1985
Fertigung elektronischer Regler bei der FEMSA, 1985

Aus dreien wird eins

Bosch Servicefahrzeug in Segovia
Bosch Servicefahrzeug vor dem fast 2000 Jahre alten römischen Aquädukt in Segovia

Ende der 1970er Jahre war Bosch in Spanien mit drei Gesellschaften vertreten: den Werken, die unter dem Namen Robert Bosch Española S.A. in Madrid und in Alcalá des Henares fertigten, der Vertriebsgesellschaft Robert Bosch Comercial Española S.A. in Madrid mit einem Verkaufsbüro in Barcelona sowie der FEMSA.
Nachdem die FEMSA-Produkte an den Bosch-Standard angepasst waren, wurden 1985 die Fertigungsgesellschaften in Spanien unter dem Dach der FEMSA zusammengeführt. Die Marken Bosch und FEMSA bestanden weiterhin. Fünf Jahre später legte Bosch schließlich die FEMSA mit der Madrider Vertriebsgesellschaft Robert Bosch Comercial Española S.A. in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammen, der Robert Bosch S.A.
Begünstigt wurden diese Entwicklungen dadurch, dass Spanien 1986 der Europäischen Gemeinschaft beitrat, und durch die Wandlung des Landes zu einem demokratischen und hoch industrialisierten Staat.

Mit allen Bereichen präsent

1983 begann wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation der spanischen Regionalgesellschaften ein längerer Umstrukturierungsprozess, in dem die Beteiligungsgesellschaften FEMSA und Robert Bosch Española S.A. die Fertigung auf wirtschaftliche Standorte konzentrierten und dabei auch Arbeitsplätze streichen mussten, generell die Fertigung auf Bosch-Produkte und Bosch-Fertigungstechnologien umstellten und die Standorte in den weltweiten Bosch-Fertigungsverbund integrierten.

Dadurch erzielte Bosch eine wesentliche Exportsteigerung der in Spanien hergestellten Bosch-Produkte der damals schwierigen Wirtschaftslage in Spanien und stabilisierte die wirtschaftliche Situation von Bosch in Spanien dauerhaft. Der Umstrukturierungsprozess mündete 1990 im Zusammenschluss der FEMSA und der Robert Bosch Comercial Española S.A. zu einer gemeinsamen Gesellschaft mit dem Namen Robert Bosch S.A. (heute Robert Bosch España S.L.U.).

Transformation

Die erfolgreiche Umstrukturierung ging mit dem weiteren Ausbau der Präsenz auf der Iberischen Halbinsel einher. Zum Beispiel war ab 1984 war der Hausgeräte-Bereich durch die Bosch y Siemens Electrodomésticos mit Sitz in Madrid vertreten, einer Vertriebsgesellschaft der Münchner BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Fünf Jahre später beteiligte sich die BSH mehrheitlich an den bedeutenden spanischen Hausgeräteherstellern Balay und Safel.

Der Geschäftsbereich Sicherheitssystems eröffnete 2003 und 2009 Bosch Communication Center in Vigo und Barcelona, die Kundenberatung für Großkunden aus der Dienstleistungsbranche übernehmen.

Bosch-Zentrale in Madrid, 2017
Bosch-Zentrale in Madrid, 2017

Bosch in Spanien heute

Heute beschäftigt Bosch in Spanien rund 8 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen ist hier in allen traditionellen Bereichen aktiv, aber auch in Projekten für Smart Homes, vernetzter Mobilität oder Smart Agriculture.

Außerdem erfüllten manche Produkte der FEMSA nicht den Qualitätsanspruch von Bosch. Um die Wettbewerbsfähigkeit der FEMSA langfristig zu verbessern, leitete das Stuttgarter Unternehmen einen über mehrere Jahre andauernden Umstrukturierungsprozess ein. Eigene Technologien wurden eingeführt und die spanischen Werke in den weltweiten Fertigungs- und Logistikverbund von Bosch einbezogen.

Autor: Dietrich Kuhlgatz

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