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Geschichte

Premiere in Paris

Bosch produziert erstmals außerhalb Deutschlands

Robert Bosch bei der Einweihung der Pariser Bosch-Fabrik, 1905

Automobilausstellung in Paris 1905: Bosch-Vertreter aus ganz Europa waren zu dieser Großveranstaltung angereist. Aus Stuttgart war der Unternehmensgründer selbst gekommen.

Als man sich zum Gruppenfoto versammelte, war jedoch ein für die Entwicklung der Firma Bosch weitaus wichtigeres Ereignis der Anlass. Die französische Bosch-Vertretung, die Compagnie des Magnétos Simms-Bosch, lud zur feierlichen Einweihung einer Fabrik in der Pariser Rue Violet.

Damit fiel der Startschuss für die erste Bosch-Auslandsproduktion überhaupt. Erstmals sollten außerhalb der Stuttgarter Werke Magnetzünder nach Bosch-Patent hergestellt werden.

Der Eingang zur Fabrik um 1906; rechts im Hintergrund der Eiffelturm
Der Eingang zur Fabrik um 1906; rechts im Hintergrund der Eiffelturm

Umstrukturierung und Expansion

Der neue Hauptsitz der französischen Bosch-Gesellschaft in Paris
Der neue Hauptsitz der französischen Bosch-Gesellschaft in der Pariser Rue Théophile Gautier.

Nach der Trennung vom Geschäftspartner und Mitnamensgeber Frederick Simms, wurde Robert Bosch im Juni 1906 Alleinbesitzer der Pariser Firma und Fabrik. Mit den beiden Frankreich-erfahrenen Bosch-Mitarbeitern Hermann Fellmeth und Max Rall in den verantwortlichen Positionen begann die Umstrukturierung der Vertretung zur Société des Magnétos Bosch 1907.
Die folgenden Jahre brachten eine Ausdehnung des Geschäfts. Mit Großbritannien und Deutschland stellte Frankreich den größten Markt für Automobile und Zubehör in Europa dar. Und Bosch hatte dank seiner guten Qualität eine herausragende Position unter den Lieferanten für Zündungen.
1909 eröffnete die Compagnie des Magnétos Bosch in Lyon eine Niederlassung für Südfrankreich, 1910 zog die Pariser Vertretung in größere Räume um. Gleichzeitig wurden Verwaltung und Produktion in der Pariser Rue Théophile Gautier gebündelt.

Das vorläufige Aus

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, in dem sich Deutschland und Frankreich als Feinde gegenüberstanden, war die Erfolgsgeschichte der Compagnie des Magnétos Bosch zunächst beendet. Die Vertretung wurde unter Sequesterverwaltung des französischen Staates gestellt und die Fabrik sofort enteignet. Dieses Schicksal ereilte die Vertretung zu Kriegsende 1918.

Das ganze Geschäft einschließlich der Rechte für die Marke Bosch kaufte ein französischer Geschäftsmann namens Jean Péan. Mit ihm nahm Bosch zu Beginn der 1920er Jahre Kontakt auf und übertrug ihm die Vertretung für Bosch-Produkte in Frankreich. Der Krieg hatte zu tiefe Narben hinterlassen, um deutsche Firmen in Frankreich anzusiedeln.

Ein Neuanfang und ein Déjà vu

Erst Ende des 1920er Jahre, als sich die deutsch-französischen Beziehungen deutlich verbessert hatten - nicht zuletzt auch durch das unermüdliche Engagement Robert Boschs im Dienst der Freundschaft beider Völker – konnte Bosch an vergangene Geschäftserfolge in Frankreich anknüpfen. Im Jahr 1927 gelang es Bosch die Rechte zurückerwerben und die Vertretung selbst übernehmen. Eine Produktion hatte jedoch bislang nicht mehr stattgefunden. Dies wurde erst wieder durch die Zusammenarbeit von Bosch mit der französischen Firma Lavalette 1928 möglich. In St. Ouen eröffneten die Geschäftspartner eine Fabrik zur Produktion von Automobilzubehör, das unter dem Namen Lavalette-Bosch vertrieben wurde.
Erneut machte die Weltpolitik alles zunichte. Bosch zog sich Ende der 1930er Jahre aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurück und verlor mit Zweiten Weltkrieg erneut alle Besitzungen in Frankreich.

Das Lavalette-Bosch-Werk in St. Ouen bei Paris, 1931
Das Lavalette-Bosch-Werk in St. Ouen bei Paris, 1931

Der Nachbar im Fokus

Mit der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1957, dem Vorläufer der heutigen Europäischen Union rückte für Bosch vor allem der westliche Nachbar Frankreich in den Fokus. An die französischen Kontakte aus den Zwischenkriegsjahren knüpfte Bosch in den 1950er Jahren erfolgreich an und gründete mit mehreren französischen Partnern 1962 das Fertigungsunternehmen Les Constructeurs Associes, das 1964 ganz an Bosch überging. 1966 mit der Vertriebsgesellschaft Robert Bosch S.A. zusammengefasst, firmierte die neue Gesellschaft als Robert Bosch (France) S.A.

Durch Neugründungen und Zukäufe weitete die französische Regionalgesellschaft ihr Geschäft in den kommenden Jahren stark aus. Bis in die 1980er Jahre avancierte Frankreich nach Deutschland zum bedeutendsten Markt der Bosch-Gruppe. 1983 wurde die Robert Bosch (France) S.A. sogar zum größten deutschen Arbeitgeber in Frankreich.

Bosch in St. Ouen in 2000
Bosch in St. Ouen in 2000

Noch eine Neueröffnung

Heute sind die Werke in Frankreich ein fester Bestandteil im weltweiten Fertigungsverbund von Bosch. Die französische Regionalgesellschaft ist an mehr als 20 Standorten in ganz Frankreich vertreten. Und im März 2017 lud die französische Bosch-Gesellschaft wie 1905 wieder zu einer Eröffnung. Die neue Zentrale der Robert Bosch France S.A. in St. Ouen bei Paris wurde offiziell eröffnet.

Die neue Bosch-Zentrale in St. Ouen, 2017
Die neue Bosch-Zentrale in St. Ouen, 2017

Autorin: Christine Siegel

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