Im Tal der Sonne
Extreme Hitzewellen häufen sich weltweit, Großstädte leiden besonders darunter. Bosch will mit Klimatechnik den Alltag erträglicher gestalten. Ein Besuch in der Wüste Arizonas.
Ein milder Tag. So verspricht es der Wetterbericht. Nur 39 Grad Celsius erwarten die US-Metropolregion Phoenix an diesem Mittwoch. Eine willkommene Abkühlung für die 4,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, nach fast 47 Grad in der Vorwoche. Hier in der heißesten Stadt der USA, mitten in der Wüste Arizonas. gehören solche Rekordtemperaturen im Sommer zum Alltag. Die Bewohner haben verschiedene Strategien gefunden, damit umzugehen.
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„Ein Weg ist es, in seinem kühlen Zuhause zu bleiben. Ein anderer, viel Eiscreme zu essen“, sagt Antoine Coffer und lacht. Er sitzt in seinem Wohnhaus in Peoria, einem schicken Vorort von Phoenix. Das Thermostat zeigt angenehme 23 Grad Celsius. „Eine Klimaanlage zu haben, ist hier eine Sache von Leben und Tod“, formuliert er drastisch. Fällt das Gerät aus, würde sich ein Haus in kürzester Zeit aufheizen. Ein Gesundheitsrisiko, besonders für ihn als Diabetiker. Seit Kurzem sorgt eine neue Klimaanlage in seinem Haus für konstante Temperaturen. „Ich wollte ein Spitzenprodukt. Mein Handwerker hat mir deshalb Bosch empfohlen.“
Gabe Bond hat das System eingebaut. „Wir versorgen hier jeden Tag zehn Kunden in der Region“, sagt der Installateur, während er das Bosch-Gerät im Garten inspiziert. „Die Menschen wollen es kühl haben, aber nicht viel dafür bezahlen.“ Auf bis zu 800 US-Dollar könne die monatliche Stromrechnung im Sommer hier steigen, erklärt der Handwerker. „Mit den Bosch-Systemen sorgen wir für 30 Prozent Ersparnis und mehr.“ Die Strompreise in Arizona steigen rasch. Phoenix und andere Städte der Region gehören zu den am stärksten wachsenden in den USA, das treibt den Absatz und die Preise.
Ein Milliardenmarkt
Auch weltweit wächst die Nachfrage nach Klimalösungen. Der globale Markt für Klimasysteme belief sich 2024 auf rund 100 Milliarden Euro. Der Absatz von Geräten könnte bis 2030 auf jährlich über 200 Millionen steigen, knapp 20 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Vor allem in Großstädten ist der Bedarf groß. Denn sie heizen sich besonders auf, bilden sogenannte Wärmeinseln. Gründe sind unter anderem die dichte Bebauung, versiegelte Oberflächen und wenig Vegetation. Gleichzeitig zieht es weltweit immer mehr Menschen in den urbanen Raum. Rund 60 Prozent der Weltbevölkerung leben bereits in Städten – Tendenz steigend.
100 Milliarden Euro
Auf diesen Wert belief sich der globale Markt für Klimasysteme 2024.
Angesichts dieser Trends baut Bosch sein Geschäft mit Klimalösungen massiv aus. Im August 2025 hat das Unternehmen die größte Übernahme der Firmengeschichte abgeschlossen und für acht Milliarden US-Dollar das Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäfts für Wohn- und kleine und mittlere Gewerbegebäude von Johnson Controls sowie das Gemeinschaftsunternehmen Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning erworben. Der Bosch-Geschäftsbereich Home Comfort verdoppelt sich mit dem Zukauf nahezu, auf 25 000 Mitarbeitende und mehr als acht Milliarden Euro Umsatz. Das Unternehmen steigt damit in die Champions League der weltweiten Heizungs-, Lüftungs- und Klimabranche auf. Mit York und Hitachi kommen zwei starke globale Marken zum Unternehmen, neben weiteren regionalen Marken.
Beliebte Marke
In Phoenix ist vor allem die Marke York auf vielen Dächern zu sehen. Auch auf der Fabrik von Steven Ohlhausen. Der 67-Jährige führt durch das Lager seiner Firma Unelko. Sie stellt Reiniger und Nanobeschichtungen für Glas-, Keramik- und Steinoberflächen her. „Wir brauchen eine kühle Umgebung für unsere Beschäftigten, aber auch für unser Geschäft“, sagt er. „Unsere Chemikalien und Produkte lagern am besten bei konstanten Temperaturen.“ Im vergangenen Jahr wurden hier insgesamt sechs neue Anlagen von York in Betrieb genommen worden. Sie kühlen nun die Büroräume. „Bisher haben sie fabelhaft funktioniert“, lobt der Firmenchef.
Das hört Eric Lander gerne. Er ist regionaler Kundenbetreuer für die Marke York und an diesem Tag in der Fabrik zu Besuch. Seit 1. August gehört er zur Bosch Home Comfort Group, ebenso wie fast 12 000 andere Menschen weltweit. „Wir sind begeistert, jetzt zur Bosch-Gruppe zu stoßen – einem Unternehmen mit einem großartigen Ruf weltweit, über viele Produkte und Branchen hinweg.“ Eric Lander verkauft York-Produkte für Gewerbe und Privathäuser vor allem an unabhängige Händler im Westen der USA, die wiederum lokale Handwerker beliefern. „Ich unterstütze diese Händler beim Vertrieb und anderen Strategien“, erklärt er. Sein wichtigster Kunde ist US Air Conditioning Distributors (US Air), der größte Abnehmer von York-Produkten in den USA.
Wir kennen hier nur zwei Jahreszeiten: ‚Heiß wie die Hölle‘ und ‚Darum leben wir hier‘
Neuer Partner
Dort ist Steven Edwards Regionalchef für Arizona. Zum Interview kommt er in die Sonora-Wüste unweit von Phoenix. „Wir kennen hier nur zwei Jahreszeiten: ‚Heiß wie die Hölle‘ und ‚Darum leben wir hier‘“, sagt er und lacht. Edwards ist in der Region aufgewachsen, erzählt von Kakteen, Schlangen und den Gefahren der Hitze.
„Klimaanlagen sind hier kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, macht er deutlich. In der Metropolregion werden jährlich rund 1,5 Milliarden US-Dollar mit den Geräten umgesetzt. Fünf Standorte betreibt US Air im sogenannten Valley of the Sun, beschäftigt 60 Mitarbeitende im ganzen Bundesstaat. Sie sind unter anderem auf den Vertrieb von York-Produkten spezialisiert. „Die Marke wird geschätzt für ihre Haltbarkeit und Zuverlässigkeit, die Geräte sind einfach zu warten“, so Edwards.
Mit der jüngsten Übernahme ist Bosch nun auch an US Air Conditioning beteiligt. Ein strategisch wichtiger Schritt, um neue Vertriebswege zu erschließen. „Bosch ist weltbekannt für Qualität, Innovation und Verantwortung“, sagt Edwards, „und Klimaanlagen passen hervorragend dazu.“ Denn die Geräte seien wichtig für die Gesundheit und Lebensqualität vieler Menschen.
Auch Steven Edwards schätzt im Sommer sein klimatisiertes Zuhause. Doch gegen die Hitze Arizonas hat der Einheimische noch ein ganz eigenes Rezept: „Wenn es nicht zu extrem heiß ist, fahre ich mich mit dem Motorrad raus in die Wüste und genieße den Wind im Gesicht. Das liebe ich an Arizona.“