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Nachhaltige Industrie

Alles für den grünen Fußabdruck

Ein Ansatz, wie Bosch Life Cycle Costing und Life Cycle Assessment verbinden will

Life Cycle Costing / Life Cycle Assessment

Der Klimawandel ist längst Realität, der Kampf dagegen ein Muss. Das hat auch die Industrie erkannt. Doch wie schafft es ein ganzes Unternehmen, nachhaltig zu produzieren und trotzdem Gewinn zu machen? In der Bosch-Forschung arbeitet ein Expertenteam um die Forscher Elena Wege und Jürgen Kellermann an einer Strategie für die Zukunft.

Nachhaltigkeit als Herzensangelegenheit

Für Elena Wege war schon früh klar, dass sie etwas im Bereich Nachhaltigkeit bewegen will. „Ich wollte eine Aufgabe, die sinnstiftend ist und mich erfüllt“, sagt die 26-jährige Forscherin, die im Feld „Nachhaltige Innovationen für Ressourcen und Energieeffizienz“ arbeitet. Für sie sei ihre Arbeit schlicht eine Herzensangelegenheit. Um für die Praxis gerüstet zu sein, machte Elena Wege deshalb ihren Master im Studiengang „Life Cycle and Sustainability“ an der Hochschule Pforzheim. Das Studium sollte Elena Wege das praktische Handwerkszeug vermitteln, eine Ökobilanz zu erstellen und energetische Prozesse zu verstehen.

Im Fokus

Elena Wege

Elena Wege

Nachhaltigkeitsforscherin in Renningen

Als Wissenschaftlerin weiß ich, dass viel mehr für Nachhaltigkeit getan werden muss. Ich weiß aber auch, dass nur etwas bewirkt werden kann, wenn man die Erkenntnisse auch in den Unternehmen anwendet und es sich rechnet. Diese Brücke zu schlagen liegt mir am Herzen.

Elena Weges Weg zu Bosch:

  • Bachelor in Volkswirtschaftslehre und Soziologie
  • Masterstudium „Life Cycle and Sustainability“ an der Hochschule Pforzheim
  • Masterarbeit bei Bosch zum Thema „LCC/LCA am Beispiel innovativer Produkte“
  • Dissertation bei Bosch zum Thema „Ökologische und ökonomische Bewertung und Optimierung von Prozessen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft“

Ziel ist die ökonomische und ökologische Bewertung von Produkten

Für ihre Masterarbeit stieg Elena Wege 2018 schließlich bei Bosch ein. Über einen Professor hatte sie erfahren, dass das Unternehmen Projekte zur Verbindung von Life Cycle Costing, also der ganzheitlichen Kostenbewertung von Produkten, und Life Cycle Assessment, also der Analyse der Umweltauswirkungen von Produkten, plant. Besonders die gemeinsame ganzheitliche Betrachtung von LCC/LCA steht noch am Anfang. Das motivierte die damalige Studentin: „Es war spannend, in meiner Masterarbeit die Idee meines Betreuers Florian Bessler aufzugreifen und gemeinsam einen Indikator zur gekoppelten Bewertung von LCC und LCA zu entwickeln.“ Heute steckt sie mitten in ihrer Doktorarbeit bei Bosch, die Jürgen Kellermann betreut. Parallel dazu unterstützt sie das LCC/LCA-Team: Die acht Expertinnen und Experten kümmern sich darum, ökonomische und ökologische Aspekte der Produktentwicklung zu bewerten und in den Produktentwicklungsprozess zu integrieren – und dabei auch die Wettbewerbsfähigkeit im Blick zu behalten.

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Was ist…

Beim Life Cycle Assessment, der Lebenszyklusanalyse, wird eine Ökobilanz über alle Umwelteinwirkungen erstellt, die ein Produkt von der Herstellung über die gesamte Nutzungsphase bis zur Entsorgung/Wiederverwertung auslöst. Dabei werden sowohl Emissionen als auch eingesetzte Rohstoffe berücksichtigt.

Beim Life Cycle Costing, der Lebenszykluskostenrechnung, werden alle Kosten errechnet, die ein Produkt von der Idee über die Herstellung bis zum Ende des Lebenszyklus verursacht.

Die Vision der Forscher: Bosch soll ein komplett nachhaltiges Produktportfolio bekommen.

Eine Methode für alle und alles?

Experten aus den unterschiedlichsten Disziplinen arbeiten gemeinsam an einem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Im ersten Schritt entwickeln sie eine Methodik, die es ermöglicht, Produkte mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck und die Kosteneffizienz transparent zu bewerten – sowohl für bestehende Produkte als auch für Neuentwicklungen. Mittelfristig soll damit Entwicklern eine Hilfestellung gegeben werden, ob das gewählte Material und die Herstellprozesse besser oder schlechter in Bezug auf Nachhaltigkeit sind: Wie kann ein Produkt ausgelegt werden, damit es in der Nutzungsphase möglichst wenig Energie verbraucht? Welche Materialauswahl würde die wenigsten Schadstoffe verursachen – von der Herstellung bis zur Entsorgung – oder noch besser – der Wiederverwertung?

Jedes Material, jeder Fertigungsschritt, jedes Produkt hat einen ökologischen Fußabdruck. Dieser soll von Anfang an transparent werden.

Ein Thema für die Zukunft

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Der Ansatz des Teams ist am Puls der Zeit. Ökologisch bewertet wird nicht nur der Verbrauch von Ressourcen, sondern der gesamte Produktkreislauf – vom Design über die Materialauswahl, die Herstellung der Komponenten im Werk, die gesamte Nutzungsphase bis hin zur Verschrottung oder Wiederverwertung. Auch wenn inzwischen rund die Hälfte des Umsatzvolumens durch LCAs abgedeckt ist, sind die Kopplung mit LCC und die Betrachtung von Produkten ex ante eine Herausforderung. „Die gekoppelte LCC/LCA-Methodik in Kombination mit Strategien der Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zum Erfolg, um Schritt für Schritt unser Ziel eines nachhaltigeren und zirkulären Produktportfolios zu erreichen“, beschreibt Gruppenleiter Jürgen Kellermann das Forschungsfeld.

Es ist mir bewusst, dass dies langfristige Veränderungsprozesse sind, die nicht von heute auf morgen passieren und die sich der realen Wirtschaft stellen müssen.

Elena Wege, Bosch Research

Ökologisch und ökonomisch ein Gewinn?

Elena Wege und Jürgen Kellermann sind dabei, mit ihrem Team hierfür ein Konzept zu entwerfen. „Die Bewertung beginnend in der frühen Innovationsphase sichert bestehendes Geschäft und erschließt zudem neues Geschäft in der zukünftigen Kreislaufwirtschaft“, ist sich Jürgen Kellermann sicher. Die Anforderungen aus der Politik in Sachen Klimaschutz werden schärfer, die Kunden fordern zunehmend energieeffiziente Produkte aus nachhaltiger Produktion, welche einen möglichst grünen Fußabdruck haben. Das Ziel seines Teams ist es deshalb, Bosch bei der Entwicklung von Produkten zu helfen, „die sowohl ökologisch als auch ökonomisch die Anforderungen der Kunden erfüllen”, erklärt er.

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Wir wollen zeigen, dass es geht, auch in der Industrie klimaneutral zu werden, wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben und Lösungswege dazu aufzeigen.

Jürgen Kellermann, Bosch Research

Reise in die Zukunft

Die Weichen für ein nachhaltigeres Produktportfolio werden in der heutigen Produktentwicklung gestellt. „Wir müssen jetzt die richtigen Werkzeuge bereitstellen, sodass wir als Unternehmen dieses Ziel erreichen können“, so Jürgen Kellermann.

Elena Wege freut sich darauf, weiterhin Teil dieses Weges zu sein und ihn entscheidend mitzubestimmen: „Das ist eine spannende Reise”.

Elena Wege

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