Zum Hauptinhalt springen
Industry 4.0

Software für flexible Fertigung

new ways og working

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt, transformiert sie tiefgreifend und disruptiv. Doch was bedeutet das für produzierende Unternehmen und ihre Mitarbeiter genau? Bosch und der Lichtkonzern OSRAM zeigen heute bereits, wie sie aussehen könnte – die Fertigung von morgen.

Smarte IT gefragt

Lean, Operational Excellence, Six Sigma – es ist nicht so, als hätte das Berliner Werk von OSRAM nicht bereits einige Veränderungsprozesse mit neuen Methoden hinter sich gehabt. In der über 100-jährigen Geschichte hat das Unternehmen seine Qualität fortlaufend optimiert und die Produktivität kontinuierlich gesteigert. Doch 2016 musste sich der Maschinenbauingenieur und Industrie-4.0-Manager Dr. Frank Sroka eingestehen: „Mehr Automatisierung, mehr kontinuierliche Verbesserung war nicht mehr möglich.“

Die Herausforderungen blieben: Die Mengen schwankten und die Produktion musste bei gleichbleibender Qualität noch flexibler und effizienter werden. OSRAM wusste, dass die Anforderungen nur durch eine smarte IT-Lösung erfüllt werden können – und suchte sich mit Bosch den passenden Partner. Gleichzeitig war Frank Sroka wichtig: „Wir müssen alle im Unternehmen mitnehmen. Gerade bei innovativen Projekten ist das ein ganz wichtiger Punkt.“

OSRAM furnace
„Wir müssen alle im Unternehmen mitnehmen. Gerade bei innovativen Projekten ist das ein ganz wichtiger Punkt.“
Dr. Frank Sroka, verantwortlich für Industrie 4.0 bei OSRAM

Ein Tool, eine Mission

OSRAM Ticketmanager

Bei der gemeinsamen Entwicklung der Industrie 4.0 Lösung war Bosch und OSRAM schnell klar: Es geht nicht bloß um ein neues Tool. Die gesamte Organisationsstruktur wird sich verändern. Gefragt war ein zentrales System, das Maschinen vernetzt, sie in Verbindung zueinander setzt und die nächsten Handlungsschritte anzeigt. Die Lösung: Die Bosch-Software „Production Performance Manager“ führt seit 2017 Daten aus rund 80 Maschinen zusammen, harmonisiert und verarbeitet sie. Anschließend werden die Daten auf eine zentrale App gespielt, den OSRAM Ticketmanager. Er verwandelt sie in konkrete Handlungsanweisungen und Aufgaben. Wo immer sich die Produktionsmitarbeiter befinden: Dank der App kennen sie über ihr Diensthandy stets den Status ihrer Anlagen und wissen, wo Wartungsarbeiten anstehen, Material nachgeliefert werden muss oder eine Maschine eine Störung hat.

Den Wandel mitgestalten

Das Besondere der Lösung: Das bisherige Arbeitsgefüge mitsamt Hierarchien verliert seine Gültigkeit. „Der Ticketmanager ist das wesentliche Werkzeug, um neue Strukturen in der Fertigung zu schaffen“, so Frank Sroka. Auf Basis der Daten und definierter Schwellenwerte gibt die App vor, welche Handlung für eine reibungslose Produktion erforderlich ist. Die Arbeitsaufträge erhält automatisch ein verfügbarer und für die Aufgabe qualifizierter Mitarbeiter. Das heißt: OSRAM hat maschinengebundenes durch aufgabenbezogenes Arbeiten ersetzt. Früher war ein Mitarbeiter für eine Maschine zuständig und hat sie überwacht. Heute ist die Belegschaft flexibel im Einsatz und hat ein größeres Aufgabenspektrum.

Auch wenn das Tool den Takt vorgibt: Die Mitarbeiter haben jederzeit noch ein Wörtchen mitzureden. Sie nehmen die Aufgabe an, delegieren sie weiter oder binden den Vorgesetzten ein. Im Vorfeld haben sie die Regeln der App selbst mitdefiniert, da sie aus ihrer Erfahrung heraus genau wissen, welches Verhalten in welcher Situation am zielführendsten ist. Dieses Regelwerk steht gemeinsam mit den Fachkräften immer wieder neu auf dem Prüfstand – und lässt sich flexibel anpassen und optimieren.

OSRAM Ticketmanager details
„Der Ticketmanager ist das wesentliche Werkzeug, um neue Strukturen in der Fertigung zu schaffen.“
Dr. Frank Sroka

Agiler arbeiten

Um wegweisende Lösungen wie den Ticketmanager gemeinsam mit Kunden zu entwickeln, arbeitet auch Bosch fortlaufend an der Vernetzung eigener Arbeitsstrukturen. Als eines der weltweit ersten Großunternehmen setzt Bosch verstärkt auf das Selbstlernprogramm Working Out Loud (WOL). Das Ziel: Expertisen über Bereichs- und Hierarchiegrenzen hinweg schneller zugänglich zu machen, Weiterbildung selbstverständlicher in den Alltag zu integrieren und die Innovationskraft zu stärken. Je fünf Mitarbeiter treffen sich über zwölf Wochen hinweg einmal in der Woche virtuell, um eine selbst gewählte Aufgabe zu lösen. Dabei steht den Gruppen frei, wie sie sich organisieren. Die Methode kommt gut an: 2017 hat sich die WOL-Community verdoppelt auf rund 2 200 Mitarbeiter aus 45 Ländern.

Working out loud

Fazit

Ein Projekt von Bosch für den Lichthersteller OSRAM zeigt, wie der Weg hin zur flexiblen Fertigung aussehen kann: Sämtliche Maschinen sind vernetzt und aus den Daten leitet ein Bosch-Softwaresystem Aufgaben ab, die es in Echtzeit auf die Diensthandys der Mitarbeiter spielt. Auch Bosch setzt auf agile Methoden und nutzt weltweit das Selbstlernprogramm Working out loud.

Teile diese Seite auf