Die Geschichte von Bosch in Korea
Es ist über ein Jahrhundert her, dass Bosch in Korea Fuß fasste. Am Anfang, 1920, unterzeichnete Bosch einen Vertrag mit einem Handelspartner, der Bosch auch in Japan betreute. Das ruhige Geschäft gewann rasant an Fahrt, als der Aufstieg Koreas zu einer führenden Industrienation begann, mit einem ersten Joint Venture 1984, eines eigenen Vertriebsbüros in Seoul 1985 und der Gründung der Dachgesellschaft Bosch Korea Ltd. am 1. November 1989. Zeit für einen Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte, die am Anfang noch keine war.
Der Start vor über einem Jahrhundert
1920 vereinbarte die damalige Robert Bosch AG mit dem international agierenden Hamburger Handelshaus Illies & Co. einen Vertrag über den Vertrieb in Korea. Die Magnetzündung war weltweit bekannt und ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Automobilismus. Ohne Bosch-Zündung konnten Fahrzeuge keine großen Reichweitern erzielen. Und so war auch Korea mit dem aufkeimenden Automobilmarkt interessant für Bosch. Das Unternehmen war allerdings noch nicht groß genug, um weltweit eigene Vertretungen aufbauen zu können. Da kam die internationale Erfahrung von Illies & Co. zum richtigen Zeitpunkt, der sich auf den asiatischen Märkte auskannte und auch für Bosch in Japan aktiv war.
Beschauliche erste Jahrzehnte
Der Automobilismus entwickelt sich aber in dieser Zeit noch kaum. Ein Massenphänomen wurde das Automobil bis in die 1950er Jahre nicht, außer in den USA. Der Korea-Krieg, die Spaltung des Landes und unruhige politische Situationen erschwerten den wirtschaftlichen Aufschwung, dem aber mit dem Beginn der heutigen sechsten Republik in Südkorea endgültig fruchtbarer Boden bereitet wurde. Die Ära der „Tigerstaaten“ begannen, und Korea setzte sich ökonomisch an deren Spitze. Mit dem internationalen Erfolg der koreanischen Automobilindustrie öffneten sich für Bosch neue Geschäftsdimensionen.
Strategien im aufstrebenden Südkorea
Um in der aufstrebenden südkoreanischen Automobilindustrie Fuß zu fassen, gründete Bosch 1984 ein Gemeinschaftsunternehmen mit Hankuk Diesel Kiki Co. Ltd. (HDC, heute Doowon Precision Industry Co. Ltd.) sowie ZEXEL (heute DKKC) über die Produktion von Kraftfahrzeugausrüstung. Um die Geschäftsentwicklung in Korea strategisch zu planen, folgte zum 1. Juli 1985 die Gründung eines Vertriebsbüros in Seoul, denn noch war die erste eigene Fertigung vor Ort mit Partnern noch in der Entstehung. Es galt nun, schnell mit den neuen aufstrebenden „Playern“ Hyundai, Kia und Daewoo Vereinbarungen über die Entwicklung von Erstausrüstung für neue Modelle wie auch die Versorgung von Fahrzeug-Ersatzteilen zu treffen, um das Feld nicht den Wettbewerbern zu überlassen. Die Ambitionen waren nämlich unüberhörbar: KIA Motors, damals international noch wenig bekannter südkoreanischer Autohersteller, kündigte für 1989 etwas an, was Wirtschaftsexperten kaum glauben konnten: die Eröffnung einer Automobilfabrik mit einer Produktionskapazität von 300 000 Fahrzeugen pro Jahr. Die gesteckten Ziele waren hoch, aber bei Bosch wussten die Fachleute, dass es der südkoreanischen Industrie mit ihren hochgesteckten Zielen sehr ernst war. Und das ist heute sichtbar mit einer hohen Millionenstückzahl in Korea gefertigter Autos.
Die lokale Präsenz
Beim Markteintritt vor Ort setzte Bosch zunächst weiter auf Joint Ventures: die Gründung der Korea Electronic Fuel Injection Corporation (KEFICO) 1987 mit Mitsubishi und Hyundai, der Korea Automotive Motors Corp. (KAMCO) 1993 mit Mando Machinery Corp., der Korea Bosch Mechanics and Electronics Corp. Ltd. mit DOOWON im Jahr 1994, der Motor Systems & Technology Company Ltd. (MOST) mit KIA im selben Jahr, und 1997 der Korean Advanced Diesel Equipment Co. Ltd. (KADE) mit ZEXEL.
Mit der schrittweisen Übernahme der Gemeinschaftsunternehmen bahnte Bosch sich den Weg zu einem lokalen Zulieferer, der eine breite Palette von elektrischen und elektronischen Komponenten und System anbieten konnte. Um auch die Entwicklungsaktivitäten für den koreanischen Markt zu fokussieren und die speziellen Entwicklungsanforderungen für die koreanischen Automobilkonzerne zu berücksichtigen, gründete Bosch 1997 das Technical Center in Yongin.
Bosch in Korea heute
Die Mobility-Sparte macht heute einen Großteil de Umsatzes aus, Bosch ist aber zudem mit Gebäudetechnik, Elektrowerkzeugen und Industrietechnik von Bosch Rexroth in Südkorea vertreten. Auch die Tochtergesellschaft Bosch Sensortec, Hersteller von mikromechanischen Sensoren für Konsumelektronik, und die ETAS, ein Tochterunternehmen von Bosch, die eingebettete System für die Automobilindustrie entwickelt. Bosch Korea beschäftigt heute fast 1900 Beschäftigte und hat mit dem Headquarters und Technical Center in Yongin und den Standorten Busan, Daegu, Daejeon, Dongtan, Pangyo und Sejong insgesamt sieben Standorte.
Autor: Dietrich Kuhlgatz