„…in die Fremde“ - Robert Boschs erste USA-Reise 1884
Der 23-jährige Robert Bosch reist in die USA
Im Alter von 18 Jahren hatte Robert Bosch seine Ausbildung zum Feinmechaniker abgeschlossen. An seiner Schul- und Lehrzeit hatte er jedoch „keinen Gefallen“ gefunden; veraltete Methoden und wenig interessierte Lehrmeister hatten seinen Wissensdurst und seine Neugier nicht befriedigen können. So begab er sich 1879 nach Ende der Lehrzeit für mehrere Jahre auf Wanderschaft: Er arbeitete in verschiedenen Unternehmen und besuchte für ein Semester als Gasthörer die Technische Hochschule in Stuttgart. Auf diese Weise vertiefte und erweiterte er seine Kenntnisse über die moderne Technik.
Gleichzeitig führten ihn diese Tätigkeiten aus dem heimatlichen Ulm in deutsche Großstädte sowie in die USA und schließlich nach Großbritannien; in diesen Ländern arbeitete er für die Wegbereiter jener Elektrotechnik, die ihn so sehr interessierte.
Am 24. Mai 1884 brach Robert Bosch nach Amerika auf. In Rotterdam ging er an Bord des Dampfers „P. Caland“. Auf der knapp zweiwöchigen Schiffsfahrt nach New York schrieb der 23-Jährige Tagebuch. Er hielt darin seine Beobachtungen zu Mitreisenden fest, er beschrieb das Wetter und vor allem notierte er seine Überlegungen und Erwartungen über den bevorstehenden Aufenthalt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Büchlein mit seinen 36 Seiten, die er mit Bleistift beschrieb, reichte gerade für die Dauer der Schiffsreise. Die Aufzeichnungen enden mit seiner Beschreibung des Anblicks der New Yorker Brooklyn-Brücke.
Trotz seiner Kürze ist dieses Tagebuch eine zentrale, weil aufschlussreiche Quelle. Es macht wichtige Wesenszüge seines Schreibers sichtbar: Mut, Neugier, genaue Beobachtungsgabe und der unbedingte Wille, den Amerika-Aufenthalt für seine persönliche und berufliche Entwicklung zu nutzen, kennzeichnen den jungen Robert Bosch.
Bis Mai 1885 blieb er in den USA und arbeitete unter anderem bei Edison Machine Works. Anschließend reiste er nach England, um sich dort bei Siemens Brothers mit dem Apparatebau zu befassen. Schließlich ließ er sich nach sieben Jahren Wanderschaft in Stuttgart nieder und gründete am 15. November 1886 seine „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“.
Ausschlaggebend für seine Rückkehr nach Deutschland und für seine Entscheidung für Stuttgart war vor allem die heimliche Verlobung im Frühjahr 1885 mit Anna Kayser, gebürtig aus Obertürkheim nahe Stuttgart. Ihr hatte er das Tagebuch im gleichen Jahr geschickt.
Ob er das Büchlein von vorneherein für Anna Kayser geschrieben hatte, ist nicht überliefert. Sie hielt es auf jeden Fall in Ehren, denn es ist gut erhalten.
Seit die Familie Bosch es der Abteilung Historische Kommunikation als Leihgabe überreichte, ist das Tagebuch von Robert Bosch im Unternehmensarchiv sicher aufbewahrt.
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Autorin: Kathrin Fastnacht