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Geschichte

Engagement für Bildung

Robert Boschs Förderung eines Herzenswunsches

Robert Bosch

In seiner eigenen Jugend war Robert Bosch zwar ein wissbegieriges Kind, doch die Art der Wissensvermittlung gefiel ihm nicht. Aber „es fehlte mir auch am Sitzfleisch und Ehrgeiz“ – gab er in seinen Lebenserinnerungen später zu. Es deutete also zuerst nichts darauf hin, dass aus Robert Bosch einmal ein wohlhabender Fabrikant werden würde, dem Bildung ein Herzensanliegen war.

Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges erkannte Robert Bosch als Erwachsener den hohen Stellenwert von Bildung. Sie bedeutete für ihn nicht das pure Anhäufen von Wissen, sondern vielmehr die Fähigkeit, „politisch richtig zu handeln und Irrlehren als solche zu erkennen“. Deshalb rückte er, inzwischen erfolgreicher Unternehmer, Bildung in den Mittelpunkt seiner Stiftertätigkeit.

Das Polytechnikum Stuttgart war die Vorläuferin der späteren Technischen Hochschule.
Das Polytechnikum Stuttgart war die Vorläuferin der späteren Technischen Hochschule.

Robert Bosch unterstützte mit beträchtlichen materiellen Zuwendungen und ideellem Impuls über lange Jahre die Forschung und Lehre an der Technischen Hochschule Stuttgart. Dies sicherte auch die Ausbildung von technisch versiertem Nachwuchs für sein Unternehmen. Die erste enorme Summe – eine Million Mark – stiftete er 1910. Das waren rund acht Prozent des Firmenumsatzes. Zu dieser Zeit gab es in Württemberg nur noch drei weitere Stiftungen in Millionenhöhe, Bosch gehörte also zu den Vorreitern. Ab 1923 war er erster Vorsitzender der Vereinigung der Freunde der Universität. Die Beziehung zwischen der Hochschule und der Firma Robert Bosch GmbH trübte sich nur während des Dritten Reiches: er unterwarf sich nicht den Forderungen nach Einhaltung des nationalsozialistischen Führerprinzips und legte daher 1935 sein Amt als Erster Vorsitzender nieder. Zu dieser Zeit hatte er bereits die Irrlehre der Nationalsozialisten erkannt und die Hoffnungen aufgegeben, man könne sie noch in eine gute Richtung lenken.

Auch andere Bildungsinstitutionen förderte Robert Bosch. Unter anderem bekam sein Geburtsort Albeck aus alter Verbundenheit 1913 den Neubau der Schule zu einem Drittel finanziert, um bessere Voraussetzung für die Jugend zu schaffen. Die staatliche Maschinenbauschule Esslingen wurde 1918 ebenfalls mit einer sehr stattlichen Summe bedacht. Denn er hatte mit großem Interesse die Heranbildung von fachlich hochqualifizierten Absolventen verfolgt und wollte den Ausbau der Schule nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ermöglichen. Dies war ihm so wichtig, dass er Mitglied im Stiftungsrat war und über die jährliche Verwendung der Mittel mitentschied.

Werkstoffprüflabor der Maschinebauschule Esslingen © Hochschule Esslingen
Werkstoffprüflabor der Maschinebauschule Esslingen, an die Robert Bosch 1918 250 000 Mark stiftete. © Hochschule Esslingen

Man lernt nie aus

Boschs besonderes Augenmerk galt darüber hinaus der Erwachsenenbildung, da er darin den Hebel zur Überwindung der gesellschaftlichen Gegensätze sah. Vor Ort in Stuttgart führte ihn das zum „Verein zur Förderung der Volksbildung“. Am 1. Mai 1918 erfolgte die Gründung des Vorgängervereins der heutigen Volkshochschule Stuttgart. Bosch erklärte sich bereit, den Verein durch jährliche Spenden und mietfreie Büroräume zu unterstützen.

Die Abteilungen des Vereins waren breit gefächert: Heimatpflege, Musik, Theater, Bücherei, Bildende Kunst, Presse und Verlag und vor allem die Volkshochschule. In ihr wurde neben berufsbezogenen Themen und Fremdsprachenkursen u.a. Kurse zu Gesundheit, Politik, Geschichte und Wirtschaft angeboten. Sie sollten die Grundlage für die „geistige Einheit“ des Volkes „in allen Klassen und Schichten“ legen, wie Theodor Bäuerle, der Mitgründer, schrieb.

Theodor Bäuerle
Der spätere Kultusminister von Baden-Württemberg, Theodor Bäuerle (1882 – 1956), mit dem Bosch befreundet war, baute den Verein auf und leitete ihn während der gesamten Zeit seines Bestehens bis 1936 als Geschäftsführer.

Förderung von Begabten

Auch bei Jugendlichen wollte Robert Bosch die Bildungschancen für Begabte erhöhen, die aus finanziell schwachen oder bildungsfernen Elternhäusern kamen. Bereits 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, bekam der frisch gegründete „Verein zur Förderung der Begabten“ zwei Millionen Reichsmark. Dieser förderte Ausbildungsdarlehen und betreute die Stipendiaten auch persönlich. Zwei Jahre später erhielt die Kunstgewerbeschule Stuttgart 80 000 Mark zur Vergabe von Zuschüssen zum Wohnen, Anschaffen von Lehrmitteln, Studienreisen oder zum Ankauf und zur Ausführung geeigneter Entwürfe von Schülern.

1921 gründete Robert Bosch die „Robert Hilfe“, um Kindern von im Krieg gefallenen Bosch-Mitarbeiter die Möglichkeit zu einer besseren Ausbildung zu geben. 1932 erweiterte die Robert-Hilfe ihr Engagement und bot auch begabten Kindern wirtschaftlich schwacher Mitarbeiter Hilfe an. Im gleichen Jahr, nach dem Tod des Gründers Karl E. Markel, eines deutsch-englischen Chemikers, Unternehmers und Mäzens, übernahm Robert Bosch die finanzielle Ausstattung der Markel-Stiftung, die ebenfalls Begabte förderte. 1938 schließlich wurde die „Bosch-Jugendhilfe“ gegründet, die begabte junge Mitarbeiter und Kinder von Mitarbeitern bis heute fördert.

Bei allen Aspekten seiner Stiftertätigkeit im Bildungssektor war Robert Boschs Ziel, selbständig denkende und verantwortlich handelnde Menschen heranzuziehen. Er sah darin den einzigen Weg, seine Lebensthemen zu verwirklichen – die Stärkung der Demokratie in all ihren Facetten wie Pazifismus, Toleranz, Völkerverständigung und Resistenz gegen menschenverachtende und diktatorische Systeme.

Autorin: Kathrin Fastnacht

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