Die Produktion der Zukunft
Im Gespräch mit dem Vorstandsmitglied von SAP
Das Digitale hat nicht nur unsere Kommunikationswege verändert, sondern auch die Anforderungen der Kunden. Sie erwarten heute individualisierte Produkte, ob Turnschuhe, Küche oder Bohrmaschine. SAP und Bosch bündeln ihre Expertise, um Fertigungsprozesse zu beschleunigen.
Maßgeschneidertes vom Fließband?
Im Digitalzeitalter heißt das neue Werkzeug Informationstechnologie. Lange wurden Informations- und Betriebstechnologie getrennt voneinander betrachtet. Die Industrieanlagen der Zukunft sind aber intelligent vernetzt: Die produzierenden Geräte erhalten nicht nur in Echtzeit Informationen über das Produkt, das sie herstellen, sie überwachen und warten dieses auch beim Kunden. So lassen sich Fehler erkennen und Kosten senken. Daher die strategische Partnerschaft von SAP und Bosch, um das Wissen aus verschiedenen Disziplinen abzurufen und optimal zu nutzen.
Wie werden Produkte in Zukunft hergestellt?
Hat früher die Maschine den Herstellungsprozess beeinflusst, ist es heute andersherum: Das halbfertige Produkt ist Träger der Kundeninformation und fordert die Maschine auf, sich darauf einzustellen. Ein vernetzter Akkuschrauber beispielsweise meldet in einem Hangar seine Position zentimetergenau ans Produktionssystem, das daraufhin das für die jeweilige Aufgabe passende Drehmoment für den Schrauber wählt. Informationen fließen künftig vor allem über Daten, Algorithmen und Software in die Produktion ein. So könnte etwa ein IT-Spezialist zusammen mit einem Hersteller wie Bosch eine Bohrmaschine entwickeln, die bei mehreren Bohrlöchern exakt den gewünschten parallelen Abstand zum anderen Bohrloch vorgibt – und dafür den passenden Dübel gleich mitentwickeln.
IoT-Experte Bernd Leukert im Interview
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Wann macht das Sinn?
Immer dann, wenn mit weniger Aufwand mehr erreicht werden soll. Also: schlankere Fertigungsprozesse bei gleichzeitig mehr Sicherheit und besserer Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Das kann in der Baubranche hilfreich sein, wo Pläne und Maschinen digital verbunden sind, oder in der Logistik mit intelligent gesteuerten Fahrzeugflotten, um Transporte und Wartungen bestmöglich zu planen und umzusetzen.
Wie werden so komplexe Prozesse möglich?
Neue Lösungen mit hohem Nutzen entstehen nur, wenn Unternehmen ihre Kräfte bündeln. So hat SAP die Datenbanken und Plattformkompetenz; Bosch die Erfahrung mit Sensorik in den Bereichen Mobilität, Fertigung, Gebrauchsgüter und in der Vernetzung von Geräten. Bringen beide ihr Wissen ein, werden dadurch so hochflexible Herstellungsprozesse möglich, dass die Produktion sich den Kundenwünschen anpasst.
Bernd Leukert, Vorstandsmitglied SAP
Bernd Leukert begann seine Karriere 1994 bei SAP als Software-Entwickler. Nach diversen Stationen wurde er 2014 in den Vorstand berufen, wo er für sämtliche Produkte und Technologien der SAP SE verantwortlich ist. Der studierte Wirtschaftsingenieur ist unter anderem Mitglied des Aufsichtsrates des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und leitet den Lenkungskreis der Plattform Industrie 4.0 der deutschen Bundesregierung.
Wie steht es mit dem Datenschutz?
In der vernetzten Produktion fallen große Datenmengen an. Die Systeme von Bosch und SAP garantieren maximale Sicherheit: Beide Unternehmen schützen die Kundendaten mit modernster Technik. Neben mehrstufigen Sicherheitskonzepten kann der Kunden auch selbst entscheiden, ob er sensible Daten herausgibt und wann sie wieder gelöscht werden sollen.
Fazit
In Zeiten von Industrie 4.0 wird es immer wichtiger, über Unternehmensgrenzen hinweg zu denken. Für SAP Vorstand Bernd Leukert führt die Partnerschaft mit Bosch zu neuen und intelligenten Dienstleistungen und Serviceangeboten, die im Alleingang so nicht möglich wären.