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Geschichte

Aus der Werkstatt zur vierten industriellen Revolution

Drehbank Pressefoto

Im Herbst 1886 gründete Robert Bosch seine Werkstatt mit zwei Mitarbeitern. Die Einrichtung war karg in den drei Räumen, einer Werkstatt, einer Schmiede und einem kleinen Büro.

Eine teure Anschaffung

Aber der junge Unternehmer kaufte im Jahr darauf im großen Maßstab Ausrüstung, für über 1 100 Mark – mehr als dem Jahresumsatz 1887. Der größte Posten war eine fußgetriebene Drehbank des Esslinger Maschinenbauers Bohley, die über 500 Mark kostete. Die Arbeit mit der Drehbank war schwierig, immer musste der Mechaniker den Antrieb mit einem Fußpedal auf Touren halten, während er das Werkstück bearbeitete. Robert Bosch rüstete die Drehbank daher 1890 mit einem Benzinmotor nach, um die Produktion zu beschleunigen und die Qualität der Erzeugnisse gleichmäßiger und insgesamt besser zu machen.

Robert Boschs auf Industrie 4.0 Standard umgerüstete Drehbank 2017, an der zwei Bosch-Auszubilende Werkstücke bearbeiten.

Trotz Maschinenantrieb: Ausgemustert

Es gibt die Drehbank noch immer. Aber Bosch rangierte sie nach der Jahrhundertwende aus, denn für die Großserienfertigung eignete sie sich trotz Motorantrieb nicht. Zum Glück landete sie nicht, wie alte Produktionseinrichtungen zumeist, auf dem Schrott, sondern wurde aufbewahrt und landete 1933 im neu gegründeten Unternehmensarchiv von Bosch. Im Frühjahr 2000 wurde sie, von Korrosion am Eisenchassis und Wurmfraß am Holztisch befallen, behutsam restauriert und konserviert.

Umgerüstete Drehbank von Robert Bosch, 2017, mit dem damaligen Bosch-Geschäftsführer Werner Struth und zwei Bosch-Auszubildenden.

Neuer Einsatz auf Zeit

Doch was hat diese Drehbank mit der vierten industriellen Revolution zu tun, genannt die Ära I 4.0, in der Maschinen Sensoren haben, miteinander kommunizieren und Reparatur und Wartung anmahnen? Ganz einfach: Sie ist umgerüstet, um zu zeigen, dass sich jede Art von Fertigungsanlage mit ergänzter Technik von Bosch kompatibel für Industrie 4.0 machen lässt. Das heißt nicht, dass die fast 130 Jahre alte Drehbank wieder in den Fertigungsprozess eingegliedert wird. Mit ihr wird vorgeführt, dass Sensoren und die elektronische Steuerung „Retro Fit“ laufende Daten bei der Werkstückbearbeitung abnehmen und verarbeiten können, etwa, ob die Umdrehungszahl richtig ist und damit optimale und effiziente Fertigung ohne übermäßigen Verschleiß ermöglicht. Diese Daten lassen sich dann über das „Active Cockpit“ ablesen, das wie bei modernen Maschinen, einem großen Display aktuelle Messwerte anzeigt.

Doch das ist ein Einsatz auf Zeit. Damit dieses Stück langfristig bestens erhalten bleibt, ist sie später wieder das, was sie vorher war: ein wertvolles Ausstellungsstück und 130 Jahre alter Zeitzeuge für die Anfänge von Bosch.

Autor: Dietrich Kuhlgatz

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