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Geschichte

Industrietechnik bei Bosch

„Gut durchdachte, beste Sonderwerkzeuge“

Arbeitsplatz in der Fertigung in den 1930er Jahren: ein Arbeiter sitzt an einer Vorrichtung, die mit drei Bosch-Schleifern ausgestattet ist.

Ordentliches Werkzeug und moderne Maschinen gehörten für Robert Bosch von Beginn an zur Grundausstattung. Es zahlte sich aus, dass er früh daraufsetzte, Einrichtungen und Abläufe zu verbessern und weiterzuentwickeln. Bis heute fertigen die eigenen Werke und viele Kunden weltweit mit der innovativen Industrietechnik von Bosch.

Zwei Vorderansichten von Drehbänken, auf dem rechten Bild steht vor der Drehbank ein kleiner Tisch mit einer Materialkiste, aus der ein Arbeiter ein zu bearbeitendes Teil entnimmt.
Hinterdrehbank nach Patent Schaerer (1902, links), Arbeitsplatz bei Bosch an der Drehbank (1919, rechts)

Robert Bosch war voll des Lobes. „Außerordentlich tüchtig“ sei der Mann, den er im Jahr 1902 einstellte. Dieses Lob galt aber nicht nur dem großen Arbeitseinsatz Otto Schaerers, Bosch schätzte ihn auch als besonders findigen Kopf. Schaerer besaß ein Patent auf eine Hinterdrehbank, mit der sich die Mechaniker in der Magnetzünderfertigung die benötigten Fräswerkzeuge drehten. Robert Bosch, der, wie er sagte, „ständig darauf sann, die Erzeugung anderer Dinge aufzunehmen“, machte ihn zum Leiter einer neu geschaffenen Werkzeugmaschinenabteilung. Deren Aufbau war nötig geworden, weil seit einigen Jahren die Nachfrage nach Magnetzündern für Automobile stark anzogen hatte.

Um die geforderten Stückzahlen liefern zu können, passte Bosch die Maschinen und Vorrichtungen so gut es ging an die verschiedenen Zündertypen an. Da es auf dem Werkzeugmarkt aber nur wenig geeignete Ausstattung zu kaufen gab, konstruierten die Meister vieles selbst.

Mit dem neuen Erzeugnisgebiet schlug Bosch zwei Fliegen mit einer Klappe: Er stellte sicher, dass seine Mitarbeiter Zugriff auf hochwertige Werkzeuge hatten, die auf ihre Anforderungen abgestimmt waren – und er erweiterte das eigene Produktportfolio, indem er auch Werkzeuge für andere Unternehmen fertigte. Unter Schaerer begann das neue Erzeugnisgebiet mit der Arbeit: Für den Eigenbedarf wurden Sonderwerkzeugmaschinen hergestellt, im Katalog für die Kunden standen Hinterdrehbänke, Schleifmaschinen und Dorneintreibepressen.

Doch der schnelle, überwältigende Erfolg des Magnetzünders beanspruchte bald alle im Unternehmen verfügbaren Kräfte und machte auch vor den Mitarbeitern der Werkzeugmaschinenabteilung nicht halt. Die Arbeit kam dort fast ganz zum Erliegen und Schaerer sah keine Möglichkeit, den Bereich weiterzuentwickeln. Schweren Herzens verkaufte Bosch 1906 die Werkzeugmaschinenabteilung an Schaerer, auch wenn er im Rückblick meinte, dass er „die Sache hätte selbst machen müssen“.

Einen guten Teil der Sache machte Bosch aber auch weiterhin selbst, denn der Verkauf betraf lediglich das Werkzeug- und Maschinenangebot für externe Kunden.

Ein Arbeiter steht in einer Werkhalle hinter einer Maschine und schaut prüfend auf das Werkstück, das zur Bearbeitung in die Maschine eingelegt ist.
Vorrichtung zum Ausbohren der Polschuhe in der Magnetzünderfertigung (1906)

Seine Mitarbeiter stellten weiter Produkte für die eigene Fertigung her und diese nahmen bald wieder deutlich mehr Raum ein. Obermeister August Gößler brachte es 1925 in der Mitarbeiterzeitung Bosch-Zünder auf den Punkt: „Bei Massenherstellung, weitgehender Arbeitsteilung und einer oft vielverzweigten Teileherstellung muss ein Großbetrieb heute über eine Werkzeugmacherei verfügen, die der Anfertigung gutdurchdachter, bester Sonderwerkzeuge gewachsen ist.“

In den folgenden Jahrzehnten versorgte die „Werkzeugmacherei“ überwiegend die Fertigungen der verschiedenen Produkte.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Produktionsstätten von Bosch zerstört. Nach ihrer Instandsetzung entwickelte sich der Bereich Werkzeuge positiv weiter. Zu Beginn der 1960er Jahre stellte die angestoßene Umgestaltung der Unternehmensorganisation die Industrietechnik bei Bosch wieder auf eigene Füße.

Vor allem zwei Sektoren der Industrieausrüstung rückten immer mehr in den Vordergrund: zum einen die elektronische Steuerungstechnik, zum anderen die Montagetechnik. Der Entwicklungssprung von der handbedienten Maschine zur elektronisch gesteuerten Werkzeugmaschine war immens. Hatten bislang kleinste Veränderungen im Fertigungsprozess zu aufwändigen Anpassungen an den Maschinen geführt, konnten diese nun per Code innerhalb von Sekunden umprogrammiert werden. Auch die Montagetechnik profitierte von den neuen Möglichkeiten. Automatisierungslösungen, die zunächst nur für Großserien wirtschaftlich waren, konnten dank der Mikroelektronik auch für kleinere und mittlere Serien eingesetzt werden. In der „Flexiblen Automation“ definierten die Fertigungsplaner zunächst die einzelnen Module der Montagetechnik mit manuellen Arbeitsplätzen, Doppelgurt-Montageband und Montageautomaten. Anschließend entwarfen sie flexible, individuelle Möglichkeiten, um Hand- und Maschinenarbeit zu kombinieren. Diese funktionierten sowohl taktgebunden als auch weitgehend vom Maschinentakt entkoppelt.

Schwenkarmroboter installiert an einer Montagelinie. Die Bewegung des Arms ist durch eine Mehrfachbelichtung eingefangen.
Der Bosch-Schwenkarmroboter SR 800 machte die Produktion schneller und präziser. (1986)
Anmutung einer Fabrikhalle mit gerastertem Boden. Ein Mann steht vor einem großen Bildschirm und deutet auf die dort angezeigte Grafik. Links von ihm befinden sich mehrere Kunststoffboxen, darüber ist ein Roboterarm, der die Inhalte der Boxen sortiert.
Industrie 4.0-Bausteine im Einsatz: Active Cockpit, Smart Item Picking und Intelligenter Fabrikboden (2021)

Mit dem Erwerb der Mannesmann Rexroth AG im Jahr 2001 und der Gründung der Bosch Rexroth AG stärkte Bosch seine Industrietechniksparte und gewann in der Antriebs- und Steuerungstechnik wichtige Kompetenzen hinzu.

Für Bosch Rexroth lagen vor allem in der Verbindung von Steuerungstechnik und Produkten für hochautomatisierte Fertigungsprozesse Entwicklungsmöglichkeiten. Unter den Schlagworten „intelligente Fabrik“ und „Industrie 4.0“ rückte die Vernetzung von Menschen, Maschinen und Prozessen immer mehr in den Vordergrund. Die Annahme, dass künftig alle – Mensch, Maschine und Produkt – ständig miteinander kommunizieren und durch ihren ständigen Austausch Fertigungsabläufe effizienter machen, hat sich schnell bewahrheitet.

„Die Entwicklungen zeigen, die Fabrik wird wieder zur Quelle von Innovationen“.
Bosch-Geschäftsführer Rolf Najork, zuständig für Industrietechnik

Autorin: Bettina Simon

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