Der Visionär
Robert Bosch war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer. Er war auch bereit, soziale Verantwortung zu übernehmen und spendete zeitlebens große Summen für gemeinnützige Zwecke. Er unterstützte dabei besonders die Bereiche Gesundheit und Bildung. Als überzeugter Demokrat, Pazifist und Pro-Europäer war er seiner Zeit weit voraus.
Förderung von Hochschulen
Robert Bosch zeigte großes Interesse an der Vermittlung von Wissen. Daher überrascht es kaum, dass Projekte im Bereich Bildung von seinen Spendenaktivitäten sehr profitierten.
Neben der exzellenten Ausbildung in seinem eigenen Betrieb, legte Robert Bosch den Fokus auf die Förderung von Universitäten und Erwachsenenbildung. Als Unternehmer wusste er, wie wichtig es war, junge Menschen über Bildung für die vielen Möglichkeiten der Technik zu begeistern. Seine erste große Spende über eine Million Mark ging 1910 daher auch an die Technische Hochschule, aus der später die Universität Stuttgart hervorging. Damit wurden Forschung und Lehre unterstützt.
Bildung als Chance
Neben der finanziellen Unterstützung für Hochschulen war es auch ein besonderer Wunsch von Robert Bosch begabte Kinder, deren Familien nicht über die nötigen Mittel verfügten, eine Möglichkeit zum Studium zu geben. Dafür gründete er 1916 den Verein zur „Förderung der Begabten“ mit einer Anschubfinanzierung von zwei Millionen Mark. Im Bereich der Erwachsenenbildung engagierte sich Robert Bosch mit der Gründung des „Vereins zur Förderung der Volksbildung“. Als ein Pionier auf diesem Gebiet richtete der Verein die Volkshochschule in Stuttgart ein. Für Robert Bosch war Bildung viel mehr als das Anhäufen von Wissen. Sie sollte darüber hinaus helfen, die Fähigkeit zu entwickeln, „politisch richtig zu handeln und Irrlehren als solche zu erkennen“.
Für die Gesundheit
Im Bereich Gesundheit war Robert Bosch ein überzeugter Anhänger alternativer Heilmethoden. Zwischen 1915 und 1916 stellte er insgesamt drei Millionen Mark zur Verfügung, um ein Krankenhaus in Stuttgart zu ermöglichen, das nach homöopathischen Grundsätzen arbeiten sollte. 1936 zu seinem 75. Geburtstag und dem 50-jährigen Jubiläum seines Unternehmens brachte er weitere fünfeinhalb Millionen Mark in das Projekt ein.
Mit der Eröffnung des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart 1940 erreichte die gemeinnützige Arbeit von Robert Bosch einen Höhepunkt.
Demokratie und Annäherung
In den politisch turbulenten Zeiten der Weimarer Republik wollte Robert Bosch mehr denn je dazu beitragen, dass Menschen ein demokratisches Grundverständnis entwickelten auf Grundlage der „Anerkennung des Rechtes und des Wertes anderer“. Deshalb verstärkte er nicht nur sein soziales Engagement, sondern auch seine politische Teilhabe. Er setzte sich sehr für die internationale Verständigung ein. Dafür trat er der Deutschen Sektion des Komitees für deutsch-französische Verständigung bei und lud 1935 deutsche und französische Kriegsveteranen unter dem Slogan „Pioniere des Friedens – Pionniers de la Paix“ nach Stuttgart ein.
Europa vereinigt
Nach dem Ende der deutschen Monarchie sah Robert Bosch seine Aufgabe auch darin, die neu gegründete Republik gegen ihre zahlreichen politischen Gegner in Deutschland zu verteidigen. Er glaubte, dass es dafür den Menschen besser gehen müsse. Weiterhin müsse Zugang zu Bildung für alle geschaffen und internationale Verständigung betrieben werden.
Dementsprechend unterstützte er die Vision des Grafen Richard Coudenhove-Kalergi eines paneuropäischen Staatenbundes. Außerdem sah Robert Bosch die Reformideen des Nationalliberalen Friedrich Naumann, insbesondere dessen Deutsche Hochschule für Politik sehr positiv und half bei deren Finanzierung. Denn deren Ziel war es, frei von staatlichem Einfluss im Zusammenwirken von Wissenschaftlern und Praktikern politische Bildung zu vermitteln.
In schwierigen Zeiten
Die nationalistische und aggressive Politik des Naziregimes setzten Robert Bosch, dem Verfechter von Freihandel und Völkerverständigung, sehr zu. Seine letzten Lebensjahre wurden überschattet von der Einbeziehung seines Unternehmens in die Aufrüstungs- und Kriegspolitik des Dritten Reiches. Aufgrund ihrer persönlichen Überzeugungen und der Ablehnung der Naziideologie unterstützten Robert Bosch und ein kleiner Kreis enger Mitarbeiter, der sogenannte „Bosch-Kreis“, den Widerstand gegen Hitler. Sie halfen außerdem jüdischen Mitarbeitern und anderen vom Regime Verfolgten.
1937 wurde der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Goerdeler, als Berater bei Bosch eingestellt. Robert Bosch und seine engsten Mitarbeiter waren darüber informiert, dass Goerdeler eine Widerstandszelle gegen Hitler organisierte. Robert Bosch sah im Kriegsausbruch 1939 eine Katastrophe, sowohl für sich persönlich als auch für sein Land. Trotzdem konnte er nur zusehen, wie der Einsatz von Zwangsarbeitern in seinem Unternehmen zur schrecklichen Realität wurde.
Tod und Nachruf
Am 23. September 1941 feierte Robert Bosch seinen 80. Geburtstag. Im darauffolgenden Winter zog er sich eine schwere Mittelohrentzündung zu, an deren Folgen er am 12. März 1942 schließlich starb.
Sehr zum Verdruss seiner Familie wurden sowohl der runde Geburtstag als auch sein Tod von den Nazis für ihre Propaganda ausgeschlachtet. Hitler persönlich ordnete ein Staatsbegräbnis für den großen Industriellen an. Am Abend davor jedoch fand eine einfache Andacht im Werk in Anwesenheit seiner Familie statt. Viele Nachrufe würdigten nicht nur die unternehmerischen und persönlichen Verdienste Robert Bosch, sondern auch das soziale Engagement des Unternehmensgründers.
Sein Vermächtnis
Robert Bosch wünschte sich von ganzem Herzen, dass das Unternehmen auch nach seinem Tod eine „kraftvolle und reiche Entwicklung“ nehme. Es sollte nicht nur erhalten bleiben und in seinem erreichten Zustand verwaltet werden, sondern weiterwachsen und aktiv die Zukunft gestalten.
1938 verfasste Robert Bosch sein Testament und legte darin die Richtlinien für seine Nachfolger fest: „Es ist mir ein Herzensbedürfnis, dass die Robert Bosch GmbH […] für eine möglichst lange Reihe von Geschlechtern in ihrem Bestand gesichert bleibt und ihre finanzielle Unabhängigkeit, ihre Selbstständigkeit und Aktionsfähigkeit jederzeit wahren kann.“ Oberste Prinzipien waren neben der langfristigen Sicherung des Unternehmens und seiner Entwicklungsmöglichkeiten auch die dauerhafte Verbindung von Boschs Nachkommen zur Firma und die Verwendung von Teilen der erwirtschafteten Erträge für das Gemeinwohl. Die 1964 geschaffene Robert Bosch Stiftung führt sein gemeinnütziges Lebenswerk fort und unterstützt Wissenschaft, Gesundheit, internationalen Ausgleich und Bildung bis heute.