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Geschichte

Vom Autoschlüssel zum Perfectly keyless. Über 100 Jahre Schließsysteme für Autos mit Bosch-Technik

Über 100 Jahre Schließsysteme für Autos mit Bosch-Technik

Hatten die ersten Motorkutschen eigentlich Schlösser und konnte man sie verschließen? Wie verhinderten Autofahrer im vergangenen Jahrhundert, dass ihr Vehikel gestohlen wurde? Das ist eine lange Geschichte. Sie erzählt, dass der Diebstahlschutz erst nötig wurde, als Unkundige gelernt hatten, wie man ein Automobil überhaupt startet, und man seine Wertsachen erst dann sicher im Fahrzeug deponieren konnte, als das Auto Türen, Fenster und Dach bekam, sie man schließen konnte. Das Auto und das, was drinnen liegt,vor Langfingern zu schützen, ist bis heute, in Zeiten von Keyless Go und ferngesteuertem Öffnen, eine Herausforderung, bei der Bosch immer wieder Maßstäbe gesetzt hat.

Wer heute mit dem Auto losfahren möchte, schließt per Fernbedienung das Auto auf und drückt den Startknopf. Oder das Auto öffnet sich sogar wie von Geisterhand durch den näherkommenden Eigner, weil er eine Karte in der Tasche trägt, die ein Signal an einen Empfänger im Fahrzeug sendet – als Eigentumsbeweis und Zugangsberechtigung. Im Auto sitzend, muss nur noch der Startknopf gedrückt werden.

Nur wer einen Oldtimer fährt, kennt noch den Schlüssel, der im Türschloss gedreht werden muss, und dann auch nur die Fahrertür entriegelt; und den zweiten Schlüssel am Bund, der für das Zündschloss passt.

Die ersten Autos brauchten keinen Schlüssel

Die Geschichte, die eigenen vier Räder gegen Diebstahl und unerwünschte Eindringlinge zu schützen, ist schon alt, aber nicht ganz so alt wie das Automobil. Bosch rüstete schon die ersten fahrfähigen Automobile mit Verbrennungsmotoren mit dem erforderlichen Zündsystem aus, und vielfach auch einem separaten Drehschalter zum Schließen des Stromkreises vor Fahrtantritt. War der Stromkreis für die Zündung geschlossen und damit der Wagen fahrbereit, konnte der Fahrer aussteigen und das Auto vorn „ankurbeln“.

Noch nicht abschließbar: Schaltbare Bosch Zündspule für Automobilzündungen, 1908
Noch nicht abschließbar: Schaltbare Bosch Zündspule für Automobilzündungen, 1908

Autodiebstahl dank abschließbarer Zündspule unmöglich

Einen Diebstahlschutz durch einen Zündschlüssel statt eines Drehschalters brauchte man nicht: Um 1900 war das Anlassen ein ziemlich kompliziertes Unterfangen von rund zehn Schritten, das nur gut geschulte Chauffeure beherrschten. Autoklau war also kein Problem und der Schutz dementsprechend nicht auf der Agenda der Autobauer und Zulieferer wie Bosch. Aber später wurden diese Drehschalter für die Zündung zur Grundlage der Sicherung eines Automobils – wenn sie abschließbar waren. War der Schalter auf „aus“ und möglicher Stromfluss unterbrochen, konnte das nur der Besitzer des Schlüssels für den Schalter ändern. Unbefugten war das Wegfahren unmöglich.

Diese Zündspule von 1911 war schon abschließbar – keine Chance für Diebe
Diese Zündspule von 1911 war schon abschließbar – keine Chance für Diebe

Das erste automobile Schließsystem von Bosch

Diskret am Armaturenbrett angebracht, eines der ersten separaten Zündschlösser, 1912
Diskret am Armaturenbrett angebracht, eines der ersten separaten Zündschlösser, 1912

Bosch lieferte ab 1911 solche Zündschalter, für die man einen Schlüssel brauchte. Den steckte man ein und drehte den Zündschalter in die Betriebsstellung. Ohne den kleinen unscheinbaren Schlüssel im Schloss ließ sich der Zündschalterknauf nicht drehen. Das ist der Anfang des Diebstahlschutzes, der entwicklungsgeschichtlich über das Zündschloss und das Abschließen des gesamten Autos zum schlüssellosen System des 21. Jahrhunderts und nunmehr zum Bosch Perfectly keyless führt, das via Smartphone funktioniert und höchste Sicherheitsstandards erfüllt.

Ein Auto vor Eindringlingen zu schützen, die das Fahrzeug nur ausräumen, aber nicht stehlen wollten, ist heute ein zentraler Aspekt bei Schließsystemen im Autos. Vor einem Jahrhundert war das anders: Die frühen Automobile bis etwa 1920 waren ohnehin offen, so dass das Abschließen einer Tür keinen Sinn ergab. Manche hatte auch gar keine Türen.

Mehr Sicherheit und Komfort: Das Abschließen des Autos setzt sich durch

Als sich in den 1920er Jahren Automobile mit Verdeck und dann zunehmend geschlossene Karosserien durchsetzten, kam das Abschließen des Autos ins Spiel. Es war eine praktische Sache gegen Vandalismus und Diebstahl von Gegenständen im Innenraum, die man nun getrost liegen lassen konnte, es sei denn, die kriminelle Energie machte vor dem Einschlagen von Scheiben nicht Halt. So entstand vor rund 80 Jahren die Kombination aus Deaktivierung der Zündung, und später des ganzen elektrischen Bordsystems, und dem Verschließen des Auto-Innenraums. Also das, was für uns heute selbstverständlich ist.

Ein ganz besonderer Zeitzeuge: Zündschlüssel für den Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer der persischen Königin Soraya, 1955
Ein ganz besonderer Zeitzeuge: Zündschlüssel für den Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer der persischen Königin Soraya, 1955

Einer für alles – der kombinierte Tür- und Zündschlüssel

Bis in die 1960er Jahre hatten Autos teilweise noch unterschiedliche Schlüssel, einen für die abschließbaren Türen und einen für die Zündung. Danach setzte sich der kombinierte Schlüssel „für alles“ durch – der Urahn der heutigen Schließsysteme. Mit ihm startete man auch das Auto durch kurzes beherztes Drehen des Schlüssels im Zündschloss mit dem Uhrzeigersinn.

Im letzten Jahrzehnt hat aber mit den schlüssellosen Systemen der separate Starterknopf den Weg ins Auto zurückgefunden, der schon Automobilisten der 1920er Jahre vertraut war. Diese hätten sich nicht im Traum ausgemalt, dass man das alles ein Jahrhundert später nur mit einem mobilen Telefon in der Tasche tun kann.

Bevor der gute alte Schlüssel Abschied nahm: Kombinierter Tür- und Zündschlüssel für einen Volkswagen Golf, 1985
Bevor der gute alte Schlüssel Abschied nahm: Kombinierter Tür- und Zündschlüssel für einen Volkswagen Golf, 1985

Autoschlüssel und Startknopf werden digital

Und so ist es mit der Perfectly keyless App: Sensoren im Fahrzeug erkennen das Smartphone des Fahrers, sobald er sich dem Auto nähert. Einmal erkannt, schließt das System das Auto ganz ohne Schlüsselsuche auf, startet es und verschließt es nach der Fahrt wieder. Via Cloud wird dann ein zusätzlicher Schlüssel sicher und vor unerlaubtem Zugriff geschützt an weitere Smartphones versendet. So können auch Sharing-Anbieter und Betreiber von Fahrzeugflotten flexibel handhaben, wer Zugang zu ihren Fahrzeugen hat und wann.

Autor: Dietrich Kuhlgatz

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