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Mobilität

Easy rider: Diese Sicherheitssysteme entlasten Motorradfahrer

Das Bild zeigt einen Motorradfahrer, der gerade dazu ausholt, an einem PKW vorbeizufahren.

Die Radar-basierten Assistenzsysteme von Bosch haben die Fahrumgebung im Blick und halten das Bike automatisch auf sicherem Abstand zum Vordermann. Wie gewöhnungsbedürftig sind solche Eingriffe? Der Motorrad-Journalist Kentaro Sagawa hat den Test gemacht.

Automatische Spaßbremse?

Motorrad-Journalist Kentaro Sagawa von unten fotografiert in Motorradkluft.
Kennt die Herausforderungen im Verkehr: Motorrad-Journalist Kentaro Sagawa.

Dank ihnen sitzen Motorradfahrer sicherer im Sattel: Radar-basierte Assistenzsysteme (Advanced rider assistance systems, kurz ARAS) sind elektronische Helfer. Sie warnen beispielsweise, wenn sich etwas im toten Winkel der Maschine befindet oder eine Frontkollision droht. Zu den Assistenzsystemen zählt auch eine adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC). Sie passt die Geschwindigkeit des Motorrads automatisch so an, dass ein sicherer Abstand zum Vordermann gewährleistet ist. Kein Zweifel – solche Technologien zahlen sich im Straßenverkehr aus. Der ein oder andere passionierte Motorradfahrer wird sich aber fragen, ob sie den Fahrspaß beeinträchtigen. Um das herauszufinden, hat der Motorrad-Journalist Kentaro Sagawa eine Testfahrt mit einem Bike unternommen, in dem neueste Assistenzsysteme verbaut sind. Im Video schildert er seine Eindrücke.

Safety on the radar: assistance systems help take the strain out of motorcycling
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„Ich hätte nicht gedacht, dass die Assistenzsysteme mich so gut unterstützen.“
Kentaro Sagawa, Motorradjournalist

So überwachen die Sensoren die Fahrumgebung

Neben seinem Job als Journalist betreibt Kentaro Sagawa in Tokio eine Fahrschule. „Auf dem Motorrad muss man andere Verkehrsteilnehmer immer genau im Auge behalten“, lautet eine der obersten Regeln für seine Schüler. Er kennt aber auch die Herausforderungen: „Leider macht das der tote Winkel nahezu unmöglich.“ Mit dem Totwinkelwarner hat Bosch eine Lösung für Motorräder gefunden. Er ist so etwas wie ein drittes Auge für die Frau oder den Mann am Lenker.

Zwei Motorradfahrer von hinten.
Sagawa ist nicht nur Journalist, er betreibt auch eine Motorradfahrschule in Tokio.
Das Display eines Test-Motorrads auf dem ein Warnsignal angezeigt wird.
Ein Blick auf das Display des Test-Motorrads, auf dem Warnsignale angezeigt werden: Sogar der erfahrene Biker Sagawa ist von der elektronischen Unterstützung überzeugt.

Das funktioniert so: Jeweils ein Radar an der Front und am Heck des Motorrads scannt die Fahrumgebung. Erkennt der Heckradar ein Fahrzeug im toten Winkel, leuchtet beispielsweise im Rückspiegel ein Warnsignal auf. Stellt der Frontradar fest, dass das Motorrad dem vorausfahrenden Fahrzeug zu nahe kommt, erscheint ebenfalls ein Warnhinweis. Reagiert der Motorradfahrer trotzdem nicht, kann das System ihn auch durch leichte, ruckartige Bremseingriffe warnen.

Hier sind die Kernkomponenten der Assistenz- und Sicherheitssysteme verbaut

Ein Test-Motorrad beschriftet mit den enthaltenen Kernkomponenten der Assistenz- und Sicherheitssysteme: Radarsensor hinten, Motorradstabilitätskontrolle, Motorsteuergerät, interiale Messeinheit und Radarsensor vorne.
Viele nützliche Helfer: Die Assistenz- und Sicherheitssysteme unterstützen die Biker.
Ein Test-Motorrad, bei dem die Position der interialien Messeinheit eingezeichnet ist. Daneben der Text: „interiale Messeinheit misst Beschleunigung und Winkelgeschwindigkeit ca. 100x pro Sekunde“.
Die inertiale Messeinheit misst rund 100-mal pro Sekunde die Beschleunigung und die Winkelgeschwindigkeit, also wie schnell sich der Winkel der Maschine mit der Zeit um eine Achse ändert. So werden elektronische Eingriffe an die Fahrsituation angepasst und ein Wegrutschen oder Aufstellen des Motorrads verhindert.
Ein Test-Motorrad, bei dem die Position Motorrad-Stabilitätskontrolle (MSC) eingezeichnet ist. Daneben der Text: „MSC – hilft dem Fahrer beim Bremsen und Beschleunigen“.
Die Motorrad-Stabilitätskontrolle (MSC) sorgt im Zusammenspiel mit der inertialen Messeinheit für eine dynamische Beschleunigung, regelt den Einsatz der Bremskraft und unterstützt den Fahrer auch in der Kurve.
Ein Test-Motorrad, bei dem der Heckradarsensor eingezeichnet ist. Daneben der Text: „Radarsensoren - erkennen die Umgebung des Motorrads“.
Dank des Heckradars wird der Fahrer vor Fahrzeugen im toten Winkel gewarnt und kann sicher die Spur wechseln. Der Frontradar erkennt in einer Entfernung von bis zu 160 Metern bewegliche Objekte vor der Maschine und ermöglicht so die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC) sowie die Frontkollisionswarnung.
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Während die Frontkollisionswarnung immer in Betrieb ist, wird die adaptive Geschwindigkeits- und Abstandsregulierung (ACC) bei Bedarf über einen Schalter am Lenker aktiviert. Gerade wenn auf der Straße viel Verkehr herrscht, wird der Fahrer durch die Sicherheitssysteme entlastet: Sie halten automatisch die Geschwindigkeit sowie einen Mindestabstand zum Vordermann. Beim ACC greifen verschiedene Systeme blitzschnell ineinander: Erkennt der Frontradar, dass das Motorrad zu dicht auffährt, wird über die Motorradstabilitätskontrolle (MSC) und das Motorsteuergerät eine Verzögerung eingeleitet.

Die MSC unterstützt den Fahrer sowohl auf der Geraden als auch in der Kurve. Dazu werden Parameter wie der Schräglagenwinkel und die Drehgeschwindigkeit von Vorder- und Hinterrad von Sensoren überwacht. Die inertiale Messeinheit des MSC analysiert 100 Mal pro Sekunde die Beschleunigung und die Winkelgeschwindigkeit – also wie schnell sich der Winkel der Maschine mit der Zeit um eine Achse ändert. Anhand dieser Informationen werden Brems- und Beschleunigungskraft elektronisch der Straßenlage des Fahrzeugs angepasst – und so ein Wegrutschen oder Aufstellen des Motorrads verhindert.

Wie beim Motorrad-ABS die Pfunde purzelten

In einer Darstellung wird links die erste Generation des Motorrad-ABS von 1995 und rechts die jüngste Generation von 2016 gezeigt. Das Gewicht der jüngsten Generation beträgt mit 450 Gramm nur ein Zehntel der ersten mit 4500 Gramm.
Die jüngste Generation des Motorrad-ABS von Bosch wiegt nur ein Zehntel der ersten Version. Dank des geringen Gewichts kann es auch in kleineren Maschinen einfach verbaut werden.

Es ist ein komplexer Vorgang, der da in einem kurzen Augenblick vonstatten geht. Dass Radarsensoren und MSC überhaupt so effektiv miteinander kombiniert werden können, liegt größtenteils auch an der Erfahrung und dem Know-how bei Bosch. Das Unternehmen entwickelte 1978 das erste serienreife ABS für Autos, 1995 brachte es dieses System auch für Motorräder auf den Markt. Wog es damals noch 4,5 Kilo, ist die aktuelle Lösung heute 450 Gramm leicht.

Seit mittlerweile zwei Produktgenerationen werden die Motorrad-ABS nicht mehr von den entsprechenden Systemen für Autos abgeleitet, sondern eigens für Zweiräder konzipiert. Die Zahlen sprechen für sich: Laut einer Studie von Bosch könnten circa ein Viertel aller Unfälle mit Verletzten vermieden werden, wenn alle Motorräder mit ABS ausgerüstet wären. Immer mehr Länder machen es deshalb zur Pflicht.

„Motorradfahrer tragen viel Verantwortung – für sich und andere. Sicherheitssysteme nehmen einem diese Verantwortung nicht ab, aber sie ergänzen die Sinne des Menschen immer dann, wenn es zählt.“
Kentaro Sagawa, Motorradjournalist

Vision Zero: auf zwei Rädern in die Zukunft

Kentaro Sagawa im Profil. Hinter ihm ein Motorrad.

Innovationen wie die Radar-basierten Assistenzsysteme von Bosch sind wichtig, um die Vision Zero wahr werden zu lassen – das Ziel von null Verkehrstoten. Hersteller wie Ducati, KTM und Kawasaki werden die Systeme bald in ihren Maschinen anbieten. Und die Bedeutung nimmt zu, denn der Markt für Motorräder wächst. Laut einer Studie des Forschungsinstituts FOURIN wird die Zahl der weltweit produzierten Zweiräder bis 2030 um mehr als 13 Prozent im Vergleich zu 2018 steigen.

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