Zum Hauptinhalt springen
Nachhaltigkeit

Wie am Schnürchen

Ein Forschungsverbund um Bosch bringt die Kontrolle ganzer Lieferketten ins Digitale

weißer LKW auf einer Straße mit Bäumen am Straßenrand und blauem Himmel

Staus oder stockender Verkehr, Verzögerungen bei der Beladung: Für die effiziente Transportfahrt eines LKWs bedarf es einer Menge Glück. Die IT-Plattform ProveIT versucht, diesen Faktor zu beseitigen. Mit Planung im Voraus. Und Abweichungsmanagement im Notfall.

Tour ins Ungewisse

Homburg, Bexbacher Straße 72, 07:30 Uhr in der Früh. Ein Lkw rollt aus der Niederlassung von Bosch. Er wird Lieferanten im Umkreis von 60 Kilometern abfahren und dort Waren einsammeln, die Bosch zur Produktion hydraulischer Komponenten benötigt. Geht alles auf, trägt die Tour ihren Teil bei zum Funktionieren ganzer Logistiknetzwerke. Läuft es weniger gut, gerät der Lkw beispielsweise in einen Stau oder eine Beladung verzögert sich.

Dann müssen die Material- und Transportplaner im Werk nachjustieren. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Güter termin- und bedarfsgerecht für die Produktion in Homburg zur Verfügung stehen. Neuerdings unterstützt sie dabei, was das Forschungsprojekts ProveIT zur Optimierung von vernetzten Logistikketten erarbeitet hat: Disponenten können die gesamte Lieferkette eines Werkes überwachen und bei einer Störung noch effizienter reagieren.

ProveIT steht für „Production plan based recovery of vehicle routing plans within integrated transport networks”
– oder, im übertragenen Sinne, für digitale Werkzeuge, die vernetzte Logistikketten beherrschbar machen und optimieren sollen. Das Herzstück des Projekts? Eine IT-Plattform. Sie sammelt sämtliche Daten, die zur Überwachung einer Lieferkette nötig sind und stellt sie dem Disponenten zur Verfügung.

Gewappnet für alle Fälle

Noch vor Fahrtantritt empfiehlt ProveIT dem Transport- und Materialplaner die ideale Fahrtroute. Dabei verfolgt die Plattform die Idee, alle Transportkanäle optimal auszulasten. So ermöglicht sie es Unternehmen, ihre Transportleistung zu erhöhen, die Kosten zu drosseln und den CO₂-Ausstoß senken.

Infografik stabile Lieferketten dank digitaler Helfer

Wenn's mal wieder länger dauert...

Am anderen Ende der Leitung sitzt der Lkw-Fahrer. Er quittiert sämtliche Statusmeldungen via App. Das umfasst Start, Ankunft, Beginn und Ende des Ladevorgangs, Verlassen des Tourenpunktes – und: Störungen auf der Strecke. In solchen Fällen, beispielsweise wenn ein Lkw im Stau steht, greift das integrierte Abweichungsmanagement. ProveIT ermittelt jetzt die effizienteste Lösung. Das kann heißen, dass der Lkw die Tour trotz Verspätung zu Ende fährt. Das kann aber auch bedeuten, dass sich ein zweites Fahrzeug aufmacht und gezielt den Lieferanten ansteuert, dessen Waren die Produktion am dringendsten benötigt. „Der Disponent kann sich darauf verlassen, dass sein digitaler Helfer die Tour überwacht. Er wird nur gewarnt, wenn er manuell eingreifen muss“, fasst Dr. Markus Bauer zusammen, Programm-Manager für Logistik-IT bei Bosch und Leiter des Forschungsprojekts.

Weg noch nicht zu Ende

Die IT-Plattform, die App für Lkw-Fahrer und weitere Services für Disponenten bezeugen den Erfolg des dreijährigen Forschungsprojektes ProveIT. Unter der Leitung von Bosch forschten insgesamt sieben Unternehmen und Institute: das Industrieunternehmen ZF, die Softwareentwickler PTV und LOCOM, das Logistikunternehmen Geis, das Institut für Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL) am Karlsruher Institut für Technologie sowie das Forschungszentrum Informatik (FZI). Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Nach dem Abschluss von ProveIT ist Bosch eine Kooperation mit dem Forschungszentrum Informatik eingegangen. Die Idee der beiden Partner: weitere Anwendungsfunktionen wie digitale Frachtdokumente entwicklen und diese in die Transportprozesse von Bosch einbinden.

Fazit

Komplexe Lieferketten stellen Disponenten immer wieder vor komplexe Herausforderungen. Mit dem Abschluss von ProveIT, einem Forschungsprojekt unter der Leitung von Bosch, erwachsen daraus aber keine Probleme mehr. Digitale Helfer nehmen Transport- und Materialplanern künftig einen Großteil schwieriger Entscheidungen ab.

Teile diese Seite auf